Haitis Premier fordert mehr Respekt bei internationaler Hilfe

Frankfurt a.M., New York - Haitis neuer Ministerpräsident Garry Conille hat die Staatengemeinschaft nach Beginn der internationalen Polizeimission zu mehr Respekt für sein Land aufgefordert. Haiti habe sehr unterschiedliche Erfahrungen mit internationalen Interventionen gemacht, sagte der Übergangspremier am Mittwoch (Ortszeit) vor dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in New York. Einige von ihnen hätten Unterstützung und Stabilität gebracht, andere hätten wegen Menschenrechtsverletzungen der Beteiligten schmerzliche Erinnerungen hinterlassen. Es gebe nun die Gelegenheit, die Zusammenarbeit neu zu gestalten, indem die aktuelle Mission mit Respekt für die Menschen in Haiti und in Einklang mit deren Wünschen erfolge.

Conilles Worte spielten auf die UN-Militärmission von 2004 bis 2017 an, während der Hunderte Frauen und Mädchen von Blauhelm-Soldaten vergewaltigt wurden. Zudem waren sie an der Verbreitung eines Choleraausbruchs beteiligt, bei dem fast 10.000 Menschen starben.

Haiti leidet seit Jahrzehnten unter einer schweren ökonomischen und politischen Krise. Derzeit terrorisieren bewaffnete Banden die Bevölkerung, was zu Hunderttausenden Vertriebenen geführt hat. Kenia bot 2023 an, eine vom UN-Sicherheitsrat gebilligte Polizeimission anzuführen. Das erste Kontingent von 1.000 Sicherheitskräften erreichte den Karibikstaat Ende Juni.

Haiti habe von zahlreichen Ansätzen internationaler Hilfe profitiert, sagte Conille. Dennoch seien die Ergebnisse unzureichend gewesen. „Um sicherzugehen, dass die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholt werden, braucht es stetige Absprachen mit allen Beteiligten“, forderte der Ministerpräsident, der selbst über einige Jahrzehnte für die Vereinten Nationen gearbeitet hat.

Haiti befinde sich an einem kritischen Punkt, da 12.000 bewaffnete Menschen eine Bevölkerung von zwölf Millionen in Geiselhaft halten. Seine Regierung danke deshalb sehr für die internationale Unterstützung. Haiti müsse es nun gelingen, sich ein für alle Mal aus der Spirale von aufeinanderfolgenden Sicherheitsmissionen zu befreien. Bei Ende der aktuellen Mission müsse das Land es geschafft haben, starke Institutionen aufzubauen. Entscheidend für den Erfolg sei, dass die der Wille und die Verantwortung der Akteure in Haiti respektiert würden.

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