Berlin - Die Welthungerhilfe und terre des hommes haben eine einheitliche Afrikastrategie Deutschlands angemahnt. Die Prioritäten zwischen den einzelnen Ressorts müssten besser abgestimmt werden, damit die Bundesregierung „mit den Ländern in Afrika mit einer Stimme spricht“, sagte Welthungerhilfe-Generalsekretär Mathias Mogge am Mittwoch bei einer Online-Pressekonferenz. Dabei sollten auch auf dem Kontinent entwickelte Konzepte stärker berücksichtigt werden.
Die beiden Hilfsorganisationen veröffentlichten am Mittwoch die 31. Ausgabe des „Kompass 2024 - Zur Wirklichkeit der deutschen Entwicklungspolitik“. Ein Schwerpunkt der Analyse ist die Afrikapolitik der Bundesregierung. Die Organisationen forderten eine „verbindliche Richtschnur“ für die Ziele und Angebote auf dem afrikanischen Kontinent.
Dabei müssten in Afrika entwickelte Strategien und Konzepte wie die Agenda 2063 der Afrikanischen Union (AU) viel stärker „integraler Bestandteil“ sein, sagte Mogge und rief dazu auf, Afrika nicht nur als „Krisenkontinent“ wahrzunehmen. Es gebe „unglaubliches Potenzial“, etwa mit Blick auf den Fachkräftemangel, Energiesicherheit und den Klimaschutz. Afrika sei auch ein umworbener „Chancenkontinent“, unterstrich Mogge. Allerdings bleibe auch die Not vielerorts groß. 33 der 45 Länder, in denen Nahrungsmittelhilfe geleistet werde, lägen in Afrika.
In der Analyse warnen die beiden Organisationen abermals vor einer weiteren Kürzung bei der Entwicklungszusammenarbeit und der humanitären Hilfe im Bundeshaushalt. Angesichts des zunehmenden Hungers, mehr gewaltsamer Konflikte und der Klimakrise dürfte die Beiträge nicht zurückgehen. „Die Kürzungen von heute sind die Krisen von morgen“, sagte Joshua Hofert, Vorstandssprecher von terre des hommes.
Im Etat des Entwicklungsministeriums und bei den Mitteln für die im Auswärtigen Amt angesiedelte humanitäre Hilfe gab es im Haushalt 2024 im Vergleich zum Vorjahr Einsparungen. Um das Haushaltsloch zu schließen, dringt das Bundesfinanzministerium für 2025 auf eine weitere Beschränkung der Ausgaben.
Ein drastischer Rückgang ist dem „Kompass 2024“ zufolge bereits jetzt bei den Ausgaben des Entwicklungsministeriums für die ländliche Entwicklung und Ernährungssicherung zu verzeichnen. Diese seien 2023 im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 30 Prozent gesunken. Weitere Kürzungen seien mit Blick auf die Hungerbekämpfung eine „völlig falsche Entwicklung“, sagte Welthungerhilfe-Generalsekretär Mogge.
Die Welthungerhilfe und terre des hommes fordern in dem Bericht trotz der angespannten Haushaltslage die Einhaltung des sogenannten 0,7-Prozent-Ziels. Dieses sieht vor, mindestens 0,7 Prozent der Wirtschaftsleistung für die öffentliche Entwicklungshilfe (ODA) auszugeben. 2025 könnte es laut terre-des-hommes-Vorstandssprecher Hofert verfehlt werden. Vergangenes Jahr ließ sich Deutschland nach Angaben der Bundesregierung 33,9 Milliarden Euro dafür anrechnen. Dabei fließen allerdings auch Kosten im Inland mit ein, etwa für die Flüchtlingshilfe.