Nairobi - Das erste Kontingent kenianischer Polizisten ist zum Einsatz gegen Bandengewalt in Haiti aufgebrochen. Die 400 Polizisten flogen am späten Montagabend los, berichtete die Zeitung „The Standard“. Die Sicherheitskräfte aus dem ostafrikanischen Land sollen den Karibikstaat im Rahmen einer von den Vereinten Nationen unterstützten Mission im Kampf gegen bewaffnete Banden unterstützen. Insgesamt sollen rund 1.000 Polizeikräfte aus Kenia an dem Einsatz teilnehmen.
Haiti leidet seit Jahren unter einer schweren ökonomischen und politischen Krise. Bewaffnete Banden kontrollieren weite Teile der Hauptstadt Port-au-Prince. Kenia hatte 2023 angeboten, Polizisten zur Stabilisierung des Inselstaates zu entsenden. Die Mission war vom UN-Sicherheitsrat gebilligt worden.
In Kenia ist die Teilnahme an dem Einsatz umstritten. Noch kurz vor Abflug gab es Unmut, weil die versprochene Anzahlung für die teilnehmenden Polizisten deutlich geringer ausfiel als versprochen. Auch die angekündigten Lebensversicherungen sind laut „The Standard“ noch nicht abgeschlossen. Die Mission wird als extrem gefährlich eingestuft.
Aus Haiti kommt ebenfalls Kritik. Menschenrechtler hatten am Wochenende Bedenken bei den UN geäußert, weil die kenianische Polizei zuletzt brutal gegen Demonstrierende in Kenia vorgegangen war. Mindestens ein Demonstrant wurde bei den Protesten gegen eine umstrittene Steuerreform getötet, etliche weitere wurden verletzt.
Neben Kenia haben auch Benin, die Bahamas, Bangladesch, Barbados und der Tschad ihre Bereitschaft erklärt, sich an der Mission zu beteiligen. Die USA stellen finanzielle und logistische Unterstützung, entsenden jedoch keine Truppen. Am Montag (Ortszeit) unterzeichnete US-Präsident Joe Biden ein Memorandum, das Kenia als wichtigen Nicht-Nato-Verbündeten deklariert. Kenia ist das erste Land im Afrika südlich der Sahara mit diesem Status. Kenia bekommt dadurch Zugang zu Waffen, Militärtraining und Krediten für Militärausgaben. Die USA können nun in Kenia Waffen auch außerhalb einer US-Basis lagern.