Berlin/Bogotá - Die kolumbianische Regierung und Dissidenten der Farc-Guerilla wollen in Friedensgespräche eintreten. Dazu unterzeichneten Vertreter der Gruppe Segunda Marquetalia und der Regierung am Mittwoch (Ortszeit) in Caracas eine entsprechende Vereinbarung, wie die Tageszeitung „El Tiempo“ berichtet. Die Gespräche sollen am Montag in der venezolanischen Hauptstadt beginnen. Damit würde die kolumbianische Regierung unter Präsident Gustavo Pedro mit der dritten Rebellengruppe Friedensverhandlungen führen. Derzeit laufen Gespräche mit der noch aktiven ELN-Guerilla und der Farc-Splittergruppe EMC (Estado Mayor Central).
Die Segunda Marquetalia hat sich ebenfalls aus Dissidenten der Farc-Guerilla gebildet, die wieder zu den Waffen gegriffen haben. Sie wird von Iván Márquez angeführt, der rund 30 Jahre zur Führung der Farc gehört hatte und nach dem Friedensvertrag für das Land als Senator nominiert war. 2019 ging er wieder in den Untergrund und schloss sich der Segunda Marquetalia an, die in der Grenzregion zu Venezuela aktiv ist.
In dem Abkommen zur Aufnahme von Gesprächen verpflichten sich beide Seiten, den Konflikt zu deeskalieren und Friedenszonen einzurichten. Die Segunda Marquetalia verzichtet auf Verbrechen wie Entführungen und Erpressungen.
Präsident Petro, der selbst einst Mitglied der früheren Stadtguerilla M-19 war, hatte zum Amtsantritt 2022 versprochen, Verhandlungen mit allen bewaffneten Gruppen des Landes aufzunehmen, um einen umfassenden Frieden zu erreichen. Mit der ELN ist eine Waffenruhe vereinbart. Eine mit der EMC vereinbarte Waffenruhe wurde von der Regierung teilweise ausgesetzt.
Die Farc hatte nach dem 2016 mit der kolumbianischen Regierung unter dem Präsidenten Juan Manuel Santos geschlossenen Friedensvertrag die Waffen niedergelegt und sich in eine politische Partei umgewandelt. Weil sie den Vertrag ablehnten, spalteten sich mehrere Rebellengruppen ab.