Berlin - Um den Hunger in der Welt auszumerzen, würden laut Oxfam 2,6 Prozent der Militärausgaben der G7-Staaten ausreichen. Die sieben wichtigsten Industriestaaten investierten jährlich 1,2 Billionen US-Dollar in militärische Zwecke, erklärte die Hilfsorganisation am Mittwoch vor dem G7-Treffen in Italien ab Donnerstag. Um den weltweiten Hunger zu beenden, seien derzeit über die bisherigen Mittel hinaus weitere 31,7 Milliarden Dollar (rund 29,5 Milliarden Euro) nötig.
„Die G7-Regierungen schaffen es, massiv in die Rüstung zu investieren, aber wenn es darum geht, den Hunger zu stoppen, sind sie plötzlich pleite“, sagte der Oxfam-Experte für soziale Ungleichheit, Tobias Hauschild.
Mit weiteren vier Milliarden Dollar könnten die einkommensschwachen Länder Oxfam zufolge bei ihren Schulden entlastet werden. Täglich 291 Millionen Dollar gehen demnach als Schuldenrückzahlungen und Zinsen aus den Ländern des globalen Südens an die G7. Zugleich schulde die Gruppe dieser wohlhabenden Länder den Staaten mit niedrigem und mittlerem Einkommen insgesamt 15 Billionen Dollar an zugesagter, aber nicht geleisteter Entwicklungshilfe sowie Unterstützung bei der Anpassung an den Klimawandel.
„Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen geben inzwischen fast ein Drittel ihres Haushalts für den Schuldendienst aus - so viel wie für öffentliche Bildung, Gesundheitsversorgung und soziale Sicherung zusammen“, sagte Hauschild. Doch die G7 seien nicht bereit, einen gerechten Beitrag zu leisten, um diese Situation zu ändern.
Beim G7-Gipfel werde ein Vorschlag Brasiliens für ein Abkommen zur weltweiten Besteuerung von Superreichen besprochen. Oxfam schätzt, dass eine moderate Steuer von zwei bis fünf Prozent für Menschen mit einem Vermögen von fünf Millionen Dollar oder mehr in den G7-Ländern über eine Billion Dollar pro Jahr einbringen könnte. Weltweit gibt es Oxfam zufolge 2.735 Milliardärinnen und Milliardäre, von denen 1.211 in den G7-Ländern leben. „Es gibt genug Reichtum, um Armut und Ungleichheit weltweit zu bekämpfen, auch in Deutschland“, sagte Hauschild. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) müsse die Idee einer weltweiten Vermögenssteuer unterstützen, damit Vermögende in die gesellschaftliche Verantwortung genommen würden.