Massaker an Dorfbewohnern im Sudan

Während die Kriegsparteien im Sudan weiter Gräueltaten begehen, versuchen die UN, die Not der Bevölkerung zu lindern. Weil viele Bedürftige nicht erreicht werden können und Geld fehlt, droht eine Hungersnot.

Port Sudan, Genf - Im Sudan sind Dutzende Menschen bei einem Massaker in einem Dorf getötet worden. Es werde befürchtet, dass nach dem Angriff der paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) im Zentrum des Landes mindestens 150 Bewohner ums Leben gekommen seien, berichtete der britische Sender BBC am Donnerstag. Videoaufnahmen zeigten Dutzende in weiße Leichentücher gehüllte Opfer im Dorf Wad al-Nura im Bundesstaat Al-Dschasira. Die genauen Umstände der Tötungen seien bisher nicht klar, Berichten zufolge sei das Dorf am Mittwoch zweimal von RSF-Kämpfern angegriffen worden.

Die RSF und die Armee bekämpfen sich im Sudan in einem eskalierten Machtkampf seit April 2023. Seitdem wurden tausende Menschen getötet, Millionen sind auf der Flucht. Besonders schlimm ist die Lage in der westlichen Region Darfur und der Hauptstadt Khartum.

Die Vereinten Nationen weiten angesichts der drohenden Hungersnot ihre humanitäre Hilfe. Das Welternährungsprogramm wolle bis Ende des Jahres fünf Millionen Menschen zusätzlich mit lebensrettenden Nahrungsmitteln versorgen. Das seien doppelt so viele, wie zunächst geplant. „Die Lage ist bereits katastrophal und könnte sich noch weiter verschlechtern, wenn die Hilfe nicht alle vom Konflikt Betroffenen erreicht“, sagte Michael Dunford, WFP-Regionaldirektor für Ostafrika. Die Hungerkrise im Sudan und den Nachbarländern drohe zur größten der Welt zu werden.

Die im Internet kursierenden Aufnahmen aus Wad a-Nura stammen laut BBC vom örtlichen sogenannten Widerstandskomitee, lokalen zivilgesellschaftlichen Gruppen, die die Rückkehr zur Demokratie fordern. Viele Menschen würden noch vermisst, sagte Hafiz Mohamad von der Menschenrechtsorganisation „Justice Africa Sudan“ der BBC. Aber es sei schwierig, die genaue Zahl der Toten zu ermitteln, weil RFS-Angehörige noch im Gebiet marodierten. Die RSF kontrolliert den Bundesstaat Al-Dschasira südlich von Khartum seit Dezember.

Derweil könnte die Zahl der Vertriebenen im Sudan laut den Vereinten Nationen auf zehn Millionen steigen. Die Erfassung der Menschen, die innerhalb des nordostafrikanischen Landes auf der Flucht seien, habe in dieser Woche 9,9 Millionen ergeben, erklärte die Internationale Organisation für Migration (IOM). Davon seien mehr als die Hälfte Frauen und über ein Viertel Kinder unter fünf Jahren. Es sei, als wäre die Bevölkerung Londons auf der Flucht, erklärte IOM-Chefin Amy Pope.

„Der Bedarf an humanitärer Hilfe im Sudan ist enorm, akut und dringend, und doch wurden nur 19 Prozent der von uns angeforderten Mittel bereitgestellt“, kritisierte Pope. „Um eine drohende Hungersnot zu verhindern, sind gemeinsame internationale Anstrengungen erforderlich.“ Außer den Binnenvertrieben sind nach UN-Angaben weitere rund zwei Millionen Sudanesinnen und Sudanesen auf der Flucht und haben sich in den Nachbarländern in Sicherheit gebracht, vor allem im Tschad, dem Südsudan und Ägypten.

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