Berlin/Bogotá - Die kolumbianische Regierung und Dissidenten der Farc-Guerilla wollen in Friedensgespräche eintreten. Die Gruppe, die sich Segunda Marquetalia nennt, und Regierungsvertreter unterzeichneten am Mittwoch (Ortszeit) in der venezolanischen Hauptstadt Caracas ein Abkommen für einen Dialog, der noch im Juni beginnen soll, wie die Tageszeitung „El Tiempo“ berichtete. Damit würde die Regierung von Präsident Gustavo Petro mit der dritten Rebellengruppe Friedensverhandlungen führen. Derzeit laufen Gespräche mit der noch aktiven ELN-Guerilla und der Farc-Splittergruppe EMC (Estado Mayor Central).
Petro hat es sich zum Ziel gesetzt, das südamerikanische Land zu befrieden. Seit den 1960er Jahren bekämpfen sich dort Regierung, Guerillas, paramilitärische Gruppen und Drogenkartelle. Dabei sind etwa 300.000 Menschen getötet und sieben Millionen vertrieben worden.
Die Mitglieder der „Segunda Marquetalia“ haben aus Enttäuschung über die schleppende Umsetzung des Friedensvertrags von 2016 mit der Farc-Guerilla erneut zu den Waffen gegriffen. Die Gruppe wird von Luciano Marin Arango, bekannt als Iván Márquez, angeführt, der rund 30 Jahre zur Führung der Farc gehörte und nach dem Friedensvertrag zum Senator nominiert war. 2019 ging er wieder in den Untergrund und schloss sich der Segunda Marquetalia an, die in der Grenzregion zu Venezuela aktiv ist.
Nach der von Márquez und dem Friedenskommissar der Regierung, Otty Patiño, geschlossenen Vereinbarung soll die erste Verhandlungsrunde zwischen dem 25. und 29. Juni in Caracas stattfinden. Beide Seiten verpflichten sich, den Konflikt zu deeskalieren. Die „Segunda Marquetalia“ verzichtet auf Verbrechen wie Entführungen und Erpressungen.
Petro, der selbst einst Mitglied der früheren Stadtguerilla M-19 war, hat bei Amtsantritt im Jahr 2022 versprochen, Verhandlungen mit allen bewaffneten Gruppen des Landes aufzunehmen, um einen umfassenden Frieden zu erreichen. Mit der ELN ist eine Waffenruhe vereinbart. Eine mit der EMC vereinbarte Waffenruhe wurde von der Regierung teilweise ausgesetzt. Trotz des Abkommens mit der Farc und Verhandlungen mit bewaffneten Gruppen werden zahlreiche Gegenden in Kolumbien noch von Gewalt beherrscht. Besonders gefährdet sind Frauen und Männer, die sich für Land- und Menschenrechte einsetzen sowie für Minderheiten wie Afrokolumbianer, Indigene oder Bauern.