Berlin, Santiago de Chile - Chiles Staatspräsident Gabriel Boric hat ein Gesetz zur Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen angekündigt. Damit werde garantiert, dass jede Frau ihre Optionen kennt, um eine verantwortungsbewusste Entscheidung zu treffen, sagte Boric am Samstag (Ortszeit) in einer im Fernsehen und in sozialen Medien übertragenen Rede an die Nation. Nach der Ankündigung, Abtreibungen nicht mehr unter Strafe zu stellen, verließen einige Abgeordnete der konservativen Opposition das Parlament. Sie kündigten entschiedenen Widerstand gegen die Regierungspläne an.
Chiles striktes Abtreibungsverbot war 2017 erstmals gelockert worden. Seither sind Abbrüche erlaubt, wenn eine Gefahr für das Leben der Mutter besteht, der Fötus keine Überlebenschance hat, oder die Schwangerschaft die Folge einer Vergewaltigung ist. Wenn keiner der Gründe vorliegt, drohen den Frauen bis zu fünf Jahre Gefängnis. Frauengruppen gehen von rund 70.000 Schwangerschaftsabbrüchen pro Jahr aus, die heimlich vorgenommen werden.
In seiner Rede nahm Boric auch Bezug auf die gestiegene Gewalt in dem südamerikanischen Land. Der Kampf gegen organisierte Kriminalität und Verbrechen seien die größte Herausforderung seiner Regierung, sagte Boric. Wenn Sicherheit nicht gewährleistet werde, sei die Demokratie gefährdet. Boric versprach, mehr Polizisten einzustellen und deren Ausrüstung zu verbessern.
Im vergangenen Jahr hatten die Gewaltverbrechen in Chile den höchsten Stand seit neun Jahren erreicht. So stieg die Mordrate im Vergleich zum Vorjahr um rund 46 Prozent. Auch Angriffe auf Sicherheitskräfte nahmen zu. Acht Polizisten kamen in den vergangenen Monaten bei Polizeieinsätzen ums Leben. Das organisierte Verbrechen ist laut der Generalstaatsanwaltschaft für die Mehrheit der Verbrechen in dem südamerikanischen Land verantwortlich.