Johannesburg - In Südafrika hat der seit 30 Jahren regierende African National Congress (ANC) seine absolute Mehrheit verloren. Wie die nationale Wahlkommission am Sonntagabend bestätigte, ist der ANC zwar nach wie vor die größte Partei. Er muss jedoch mit lediglich 40 Prozent der Stimmen eine Koalition bilden, um regieren zu können.
Das Land am Kap betritt damit neues Terrain. Zweitstärkste Partei ist die wirtschaftsliberale Democratic Alliance (DA) mit 22 Prozent der Stimmen, dahinter folgt die populistische Partei von Ex-Präsident Jacob Zuma, uMkhonto we Sizwe (MK), mit 15 Prozent der Stimmen. Die Economic Freedom Fighters (EFF) sind viertstärkste Kraft: Die radikale Linkspartei hat neun Prozent der Stimmen auf sich vereinen können.
Die politischen Parteien haben nun zwei Wochen Zeit, um sich auf eine Koalition zu einigen. Südafrikas Präsident und ANC-Vorsitzender Cyril Ramaphosa rief alle Beteiligten dazu auf, im Wohle des Landes zusammenzuarbeiten.
Mögliche Szenarien sind, dass der ANC eine pragmatische Allianz mit der DA eingeht, deren Programm vor allem die Wirtschaftswelt beruhigen würde. Alternativ besteht das Szenario einer radikal-populistischen Vereinigung mit der EFF und der MK. Deren Parteichefs, Julius Malema und Jacob Zuma, sind beide ehemalige ANC-Politiker. Während sich die Parteien bislang mit einer öffentlichen Positionierung zurückgehalten haben, hat die MK bereits angekündigt, nur mit dem ANC zusammenzuarbeiten, wenn diese Ramaphosa absetzt.
Vor allem Zuma, der wegen einer Vorstrafe von der Kandidatur für das Parlament in letzter Minute gesperrt wurde, sorgte in den letzten 24 Stunden vor der Ergebnisverkündung noch einmal für Unruhe. Obwohl die Partei des 82-jährigen Populisten aus dem Nichts einen enormen Erfolg feiern kann, beschuldigt Zuma die Wahlkommission, Fälschung betrieben zu haben und weigert sich, das Ergebnis anzuerkennen.