Wahlen in Südafrika: Herbe Verluste des ANC nach ersten Ergebnissen

Johannesburg - Bei den Parlamentswahlen in Südafrika deuten sich massive Verluste für die Regierungspartei ANC an. Nach Auszählung der Hälfte der Stimmen komme der African National Congress lediglich auf 42 Prozent, erklärte die Wahlkommission am Freitag. Sollte die Stimmenverteilung ähnlich bleiben, wäre es das erste Mal, dass der ANC seit Ende der Apartheid vor 30 Jahren die absolute Mehrheit und damit seine unangefochtene Vormachtstellung verliert. Bei der letzten Wahl 2019 hatte die Partei von Freiheitsikone Nelson Mandela noch 57 Prozent der Stimmen erhalten.

Gut 27,5 Millionen registrierte Wahlberechtigte waren am Mittwoch aufgerufen gewesen, ein neues Nationalparlament sowie neun Provinzparlamente zu bestimmen. Prognosen hatten die Zustimmung für den ANC unter 50 Prozent erwarten lassen. Die Wahlkommission hat bis zu sieben Tage Zeit, um die Ergebnisse bekannt zugeben. Sie hat jedoch angekündigt, dass diese bereits am Sonntag feststehen sollen. Es scheint wahrscheinlich, dass der ANC dann erstmals einen Verbündeten für eine Regierungsbildung benötigt.

Nach den ersten Ergebnissen hat von den ANC-Verlusten vor allem die neu gegründete Partei von Ex-Präsident Jacob Zuma, uMkhonto we Sizwe (MK), profitiert. Obwohl der wegen Korruption in der Kritik stehende Zuma wegen einer Vorstrafe vom Verfassungsgericht von der Wahl ausgeschlossen wurde, schnitt seine Partei laut der Wahlkommission in entscheidenden Provinzen wie KwaZulu-Natal und Mpumalanga deutlich besser ab als erwartet.

Die Stimmverteilung könnte sich allerdings noch ändern. Die kleineren Wahlbezirke, von denen viele ländlich geprägt sind, melden ihre Ergebnisse meist zuerst. Erst am Ende folgen die Auswertungen der Wahlbezirke aus den großen Metropolen. Dies könnte einen erheblichen Unterschied ausmachen und die Stimmenzahl für neu gegründete Parteien wie Rise Mzansi, deren Unterstützerinnen und Unterstützer eher aus den urbanen Zentren kommen, erhöhen.

Am Mittwoch mussten die Menschen teils neun Stunden in Schlangen stehen, um ihre Stimme abzugeben. Während die Wahlkommission dies zunächst auf eine hohe Wahlbeteiligung zurückführte, mehren sich die Berichte über defekte Scanner und eine ineffiziente Wählerabfertigung. Am Freitagmorgen stürzte zudem das Online-System zur Übertragung der Wahlergebnisse ab.

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