Migrationsforscher kritisieren Reform des Europäischen Asylsystems

Berlin - Die Reform des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems droht einer Analyse zufolge den Schutz von Asylsuchenden auszuhöhlen. Die Herausgeber des „Reports Globale Flucht 2024“ warnten am Montag in Berlin vor einer mit der Reform einhergehenden Gefährdung des Kindeswohls und mangelnden Rechtsgarantien in Grenzverfahren. Überdies würde eine Ausweitung der Zahl als sicher eingestufter Drittstaaten das Prinzip aushöhlen, nach dem Menschen nicht in Länder abgeschoben werden dürfen, in denen ihnen schwere Menschenrechtsverletzungen drohen.

Der Migrationsforscher Franck Düvell von der Universität Osnabrück sagte bei der Vorstellung des Berichts, der weitere Ausbau der Grenzsicherung und die Einrichtung von riesigen Aufnahmelagern an EU-Grenzen würden Fluchtbewegungen nach Europa nicht verhindern. Flüchtende würden dadurch lediglich auf längere und gefährlichere Wege gelenkt. Dabei würde der Tod von Flüchtlingen „fahrlässig in Kauf genommen“.

Die angestrebte Erhöhung der Zahl der Rückführungen von Migranten in ihre Herkunftsländer sei weder sinnvoll noch nachhaltig und durchsetzbar, heißt es in dem Bericht. Europa benötige dringend Arbeits- und Fachkräfte, dennoch würden abgelehnte Asylsuchende abgeschoben, auch wenn sie arbeiten oder sich in Ausbildung befinden.

Der „Report Globale Flucht 2024“ ist von Mittwoch an im Buchhandel erhältlich. Er wurde im Rahmen des Projekts „Flucht- und Flüchtlingserfahrung: Vernetzung und Transfer“ erstellt. Dieses wird unter anderem vom Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien der Universität Osnabrück durchgeführt.

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