Nairobi/Khartum - Die UN-Beauftragte zur Verhinderung von Völkermord, Alice Nderitu, hat vor einem Genozid in der sudanesischen Region Darfur gewarnt. Die Situation weise alle Merkmale eines drohenden Völkermords auf, erklärte sie am Dienstagabend (Ortszeit) vor dem Weltsicherheitsrat in New York. „Völkermord passiert nicht über Nacht“, sagte sie. "Völkermord ist Teil eines Prozesses, der gut geplant, vorbereitet und umgesetzt wird.” Es gebe starke Anzeichen dafür, dass bereits Völkermordverbrechen begangen würden.
In Darfur im Westen des Sudans werde die Zivilbevölkerung aufgrund ihrer Identität angegriffen und Zivilisten würden aufgrund ihrer Hautfarbe und ihrer ethnischen Zugehörigkeit attackiert und getötet, erklärte Nderitu. Die Angriffe gehen Berichten zufolge vor allem von den paramilitärischen Rapid Support Forces und alliierten Milizen aus.
Seit April 2023 kämpfen diese im Sudan gegen die Armee um die Macht über Land und Zugang zu Ressourcen wie Gold. Der Krieg in dem afrikanischen Land hat zur größten Vertreibungskrise weltweit geführt. Mehr als neun Millionen Menschen mussten nach UN-Angaben ihr Zuhause verlassen, um anderswo Schutz zu suchen.
Ein am Dienstag veröffentlichter Bericht von Wissenschaftlern der US-Universität Yale stützt die Vorwürfe zu Darfur und zeigt, dass die Kämpfe weiter anhalten. Mitte Mai habe es signifikante Zerstörungen rund um El Fasher gegeben, die Regionalhauptstadt der Region Nord-Darfur. Allein zwischen dem 14. und dem 18. Mai seien Wohngebiete auf der Fläche von 39 Fußballfeldern zerstört worden, wie Auswertungen von Satellitenbildern ergaben. Auch ein Vertriebenenlager wurde am vergangenen Woche angegriffen.
Die Darfur-Region ist seit Jahrzehnten von ethnischer Gewalt geprägt. Allein zwischen 2003 und 2008 wurden Schätzungen zufolge 300.000 Menschen getötet. Der Internationale Strafgerichtshof ermittelt wegen Völkermords. Die RSF sind aus den arabischen Dschandschawid-Milizen hervorgegangen, die für die damaligen Verbrechen maßgeblich mitverantwortlich gemacht werden.