Frankfurt a.M., Kabul - In Afghanistan haben sintflutartige Regenfälle zu Verwüstungen und zum Tod von mehr als 300 Menschen geführt. In der nördlichen Provinz Baghlan hätten die Fluten am Sonntag ganze Distrikte zerstört, erklärte Hayatullah Rasoli vom Welternährungsprogramm (WPF) am Montag. Ein Großteil der Bevölkerung Baghlans sei schon vor den Überschwemmungen nahe an einer Hungersnot gewesen. „Nun hat die Flut ihre einzige Einkommensquelle, ihre Felder, weggeschwemmt.“ Der Hilfsorganisation „Save the Children“ zufolge könnten bis zu 600.000 Menschen von den Überschwemmungen betroffen sein, darunter mehr als 300.000 Kinder.
Nach Angaben der Taliban-Behörden gibt es noch viele Vermisste, die Zahl der Opfer wird vermutlich weiter steigen. Neben Baghlan trifft die Katastrophe auch südliche und westliche Provinzen wie Nimrus und Herat, wo Flüsse und Bäche über die Ufer traten und Dörfer, Straßen und Ackerland überschwemmten. Viele Gebiete, vor allem im Norden des Landes, sind laut dem Welternährungsprogramm von der Außenwelt abgeschnitten und für Hilfslieferungen nicht erreichbar. Das Ausmaß der Schäden ist noch nicht abzusehen.
Afghanistan gehört laut dem Global Climate Risk Index 2019 zu den sechs Ländern weltweit, die am stärksten vom Klimawandel betroffen sind. Die Menschen in Afghanistan hatten lange auf den Regen gewartet, der eine fast dreijährige Dürre beendete. Die Niederschläge versprachen zunächst eine gute Ernte, vor allem für das dringend benötigte Getreide.
Immer wieder sterben in Afghanistan Menschen aufgrund heftiger Regenfälle und Überschwemmungen, vor allem die Lehmhäuser in abgelegenen Dörfern sind besonders gefährdet. Doch in diesem Jahr sind deutlich mehr Gebiete betroffen als zuletzt. Bereits im vergangenen Monat kamen mehr als 100 Afghaninnen und Afghanen durch die Fluten ums Leben. Für die kommenden Tage sind weitere starke Regenfälle vorhergesagt.