Genf - Israels Streitkräfte haben laut den Vereinten Nationen (UN) die beiden südlichen Grenzübergänge für Hilfslieferungen in den umkämpften Gaza-Streifen geschlossen. Die Israelis hätten keine Begründung für die Schließung der Grenzstationen Rafah und Kerem Schalom gegeben, sagte der Sprecher des UN-Büros zur Koordinierung humanitärer Hilfe, Jens Laerke, am Dienstag in Genf.
Die Übergänge seien die wichtigsten „Adern“ für den Transport dringend benötigter Lebensmittel, Medizin und anderer humanitärer Güter in den Gaza-Streifen. Ohne weitere Lieferungen müssten die UN und ihre Partner ihre Hilfsaktion für die weit mehr als zwei Millionen Menschen im gesamten Gaza-Streifen einstellen.
Israels Streitkräfte hätten ihre Militäroperation in dem überfüllten Grenzort Rafah begonnen, wo nach UN-Schätzungen 1,2 Millionen Palästinenser ausharren. Laut den UN sind die humanitären Bedingungen in Rafah katastrophal. Ein Sprecher des Kinderhilfswerks Unicef erklärte, es gebe in Rafah ungefähr eine Toilette für 850 Menschen. Eine Dusche müsse für 3.500 Menschen reichen.
Auch der Außenbeauftragte der Europäischen Union, Josep Borrell, zeigte sich in tiefer Sorge über die Lage der Zivilbevölkerung. Israel habe die Militäroperation trotz drängender Appelle der internationalen Gemeinschaft für eine Waffenruhe begonnen. „Es ist klar, dass die neuen Kriegshandlungen erneut zu einer großen humanitären Krise führen werde, noch größer als diese bereits ist“, sagte Borrell am Rande eines Treffens der EU-Entwicklungsminister in Brüssel.
„Es sind 600.000 Kinder in Gaza. Sie werden in sogenannte sichere Zonen gedrängt werden, aber es gibt keine sicheren Zonen in Gaza.“ Die EU-Minister würden besprechen, wie sie den Menschen vor Ort helfen könnten. Das israelische Militär will Rafah etappenweise angreifen, um die dort befindlichen Mitglieder der Terrororganisation Hamas zu bekämpfen. Die Hamas hatte im Oktober 2023 Israel aus dem Gaza-Streifen heraus überfallen und damit den aktuellen Nahost-Krieg ausgelöst.