Kolumbien: Rebellenchef wegen Rekrutierung von Kindern verurteilt

Frankfurt a.M., Bogotá - In Kolumbien ist der Chef einer Rebellenorganisation wegen der Rekrutierung von Kindern in Abwesenheit verurteilt worden. Néstor Vera Fernández, alias Iván Mordisco, sei verantwortlich für das Verschleppen von zehn Minderjährigen im August 2019, befand ein Richter in der Provinzhauptstadt Florencia laut einer Mitteilung der Generalstaatsanwaltschaft von Montag (Ortszeit). Mordisco ist Anführer der Abspaltung EMC der ehemaligen Farc-Guerilla, die sich nach einem Friedensabkommen mit der Regierung 2016 in eine Partei umgewandelt hat.

Laut der Anklage wurden die zehn Opfer nach ihrer Entführung während einer militärischen Operation getötet, wie der Sender Radio Caracol berichtete. Der damalige Verteidigungsminister trat daraufhin zurück. Neben Mordisco wurden drei weitere EMC-Anführer verurteilt. Die Strafen werden zu einem späteren Zeitpunkt verkündet.

Die Guerilla Estado Mayor Central (EMC) bildete sich aus Farc-Rebellen, die sich dem Friedensprozess verweigert haben, und besteht nach eigenen Angaben aus rund 3.000 Kämpfern. Nach anderen Quellen sind es einige hundert. Die Gruppe ist vor allem im Süden und Osten des Landes aktiv. Haupteinnahmequelle soll der Drogenhandel sein.

Die EMC-Gerilla und die Regierung von Präsident Gustavo Petro verhandeln derzeit über ein Friedensabkommen. Eine Feuerpause mit den Kämpfern beendete die Regierung allerdings im März, nachdem eine Guerilla eine Gruppe von Indigenen angegriffen und eine Anführerin der Ureinwohner getötet hatte.

Präsident Petro hat sein Amt im August 2022 mit dem Ziel übernommen, das südamerikanische Land zu befrieden. Seit den 1960er Jahren bekämpfen sich Regierung, Guerillagruppen, paramilitärische Milizen und Drogenbanden. Etwa 300.000 Menschen sind seither getötet und rund sieben Millionen vertrieben worden.

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