Kampala/N'Djamena - Im Tschad hat die Abstimmung über eine umstrittene neue Verfassung offenbar nur wenige Wählerinnen und Wähler mobilsieren können. Die Beteiligung an dem Referendum vom Sonntag sei den Beobachtungen zufolge niedrig ausgefallen, meldete der französische Nachrichtensender RFI am Montag. Es habe keine Schlangen vor den Abstimmungslokalen gegeben, wie sie sonst bei Wahlen üblich seien.
Bei dem Referendum ging es um die Wahl zwischen einem dezentralen Einheitsstaat und einem föderalistischen System. Es wird erwartet, dass die von der Regierung favorisierte Verfassungsreform, die einen Einheitsstaat vorsieht, gewinnen wird. Die Opposition lehnt die Verfassung jedoch in weiten Teilen ab, weil sie darin lediglich eine weitere Machtkonzentration beim Präsidenten und keine demokratischen Reformen sieht.
Die Abstimmung am Sonntag verlief weitestgehend friedlich, jedoch berichteten Beobachter von Unregelmäßigkeiten. Unter anderem habe es Schwierigkeiten bei der Abholung der Wählerkarten gegeben, Wahllokale hätten verspätet geöffnet und es seien nur eine geringe Anzahl an „Nein“-Stimmzetteln vorhanden gewesen. Das vorläufige Ergebnis soll am 24. Dezember veröffentlicht werden, teilte die für das Referendum zuständige Organisation Conorec mit.
In dem zentralafrikanischen Land putschte sich der Sohn des langjährigen Autokraten Idriss Déby nach dem Tod seines Vaters im April 2021 an die Macht. Er versprach einen Übergang zu Demokratie in anderthalb Jahren sowie anschließende Wahlen. Stattdessen wurden Proteste niedergeschlagen und Aktivisten und Oppositionelle ins Exil getrieben.