Frankfurt a.M. - Amnesty International gibt dem Facebook-Mutterkonzern Meta Mitschuld an der Gewalt in der äthiopischen Konfliktregion Tigray. Vor dem Hintergrund des Krieges in dem nördlichen Gebiet von November 2020 bis November 2022 seien zahlreiche Menschen zur Zielscheibe von Hass- und Gewaltposts geworden, erklärte die Menschenrechtsorganisation am Dienstag bei der Veröffentlichung eines Berichts zum Thema. Diese hätten Vertreibungen und Tötungen zur Folge gehabt. Meta habe es versäumt, die Posts aus dem Netz zu nehmen.
Bei Meta seien die Algorithmen darauf ausgelegt, Nutzerinnen und Nutzer so lange wie möglich auf der Plattform zu halten, erklärte Amnesty. Da verletzende, aufstachelnde und polarisierende Inhalte am meisten Aufmerksamkeit erregten, würden diese oft bevorzugt angezeigt. Die Moderationssysteme der Plattform seien nicht in der Lage, solche Inhalte zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren. Auch eine Meldung der Posts ist laut einer Umfrage von Amnesty aussichtslos. Meta reagiere zu langsam oder weigere sich, die Inhalte zu löschen.
Meta habe alle Warnungen ignoriert, heißt es in dem Bericht. Bereits zu Beginn des Konflikts 2020 hieß es laut Amnesty in einem internen Dokument des Konzerns, „dass die derzeitigen Strategien zur Schadensbegrenzung nicht ausreichen“. Meta selbst habe das Land als hochgradig gewaltgefährdet eingestuft. Der Aufsichtsrat habe 2021 empfohlen zu prüfen, inwiefern die Posts zum Äthiopien-Konflikt mit den Menschenrechten vereinbar seien.
Bereits 2017 warf Amnesty Meta vollständiges Versagen in Myanmar vor. Die Facebook-Algorithmen hätten wesentlich zu den Gräueltaten der dortigen Streitkräfte gegen die ethnische Minderheit der Rohingya im Jahr 2017 beigetragen. Die Menschenrechtsorganisation fordert Staaten dazu auf, die Geschäftsmodelle von großen Technologieunternehmen durch entsprechende Gesetze wirksam einzudämmen.
Im November 2020 eskalierte ein Machtkampf zwischen der äthiopischen Zentralregierung und der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF). In dem zwei Jahre anhaltenden Krieg verübten alle Beteiligten laut den UN und Menschenrechtsorganisation schwere Verbrechen. Schätzungen zufolge wurden in dem Konflikt 600.000 Menschen getötet und mehrere Millionen Frauen, Männer und Kinder vertrieben.