Genf - Im Sudan ist durch die herrschende Gewalt die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung gefährdet. Immer wieder würden Kliniken und Gesundheitsposten bei den Kämpfen zwischen der Armee und der paramilitärischen „Rapid Support Forces“ (RSF) angegriffen, erklärten Hilfsorganisationen und sudanesische Ärzte am Freitag. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben 20 Krankenhäuser ihren Betrieb einstellen müssen, es habe elf bestätigte Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen gegeben. Die sudanesische Ärztegewerkschaft sprach gar von 55 geschlossenen Einrichtungen, 13 davon wegen direkten Angriffen, weitere hätten aus Sicherheitsgründen evakuiert werden müssen.
Auch sonst wird die Lage der Menschen immer verzweifelter. Große Teile der Bevölkerung seien durch die Kämpfe von einer Versorgung mit Trinkwasser und Nahrungsmitteln abgeschnitten, erklärte die Diakonie Katastrophenhilfe. Tausende Menschen verließen täglich die besonders umkämpfte Hauptstadt Khartum, um innerhalb der eigenen Landesgrenzen Schutz zu suchen. Hilfsorganisationen hätten ihre Arbeit weitgehend einstellen müssen, da sie zu gefährlich geworden sei. Laut dem Auswärtigen Amt haben viele Menschen keinen Strom. Bereits vor der jüngsten Eskalation waren laut den UN rund 16 Millionen Menschen, ein Drittel der Bevölkerung, auf Hilfe zum Überleben angewiesen.
Grund für die Gewalt ist ein eskalierter Machtkampf zwischen Armee-General Abdul Fattah Al-Burhan und RSF-Befehlshaber Mohamed Hamdan Dagalo, genannt „Hemeti“. Nach WHO-Angaben sind seit Samstag 413 Menschen getötet und 3.551 weitere verletzt worden. Seit Tagen wird im In- und Ausland eine humanitäre Feuerpause gefordert, damit die Menschen sich mit dem Nötigsten versorgen und Kranke und Verletzte behandelt werden können. Trotz wiederholter Versprechen durch die Konfliktparteien gehen die Kämpfe allerdings weiter.
Auch das Auswärtige Amt bemüht sich nach eigenen Angaben weiter um eine Feuerpause. Nachdem die bisherigen Versuche leider gescheitert seien, biete das Ende des muslimischen Fastenmonats Ramadan ein weiteres Fenster für solch eine Waffenruhe, sagte ein Außenamtssprecher. Auch UN-Generalsekretär António Guterres hatte eine dreitägige Feuerpause gefordert.
Die Kämpfe gefährden immer wieder auch Helferinnen und Helfer, entweder, weil sie direkt angegriffen werden, oder weil sie zwischen die Fronten geraten. Zuletzt gab die Internationale Organisation für Migration (IOM) den Tod eines Beschäftigten am Freitagmorgen bekannt. Der Mann, der Vater eines neugeborenen Kindes sei, sei ins Kreuzfeuer geraten. Auch WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus kritisierte die Angriffe auf Gesundheitspersonal und -einrichtungen. Sie gefährdeten nicht nur die Helferinnen und Helfer, sondern beraubten bedürftige Menschen einer medizinischen Grundversorgung. Das Welternährungsprogramm hatte am Sonntag seine Arbeit teilweise ausgesetzt, nachdem am Samstag drei Mitarbeiter getötet worden waren.