Burkina Faso: Regierung verbietet französischen Sender France 24

Die Militärregierung Burkina Fasos hat die Ausstrahlung des französischen Senders France 24 verboten. Als Grund führen die Machthaber ein Interview mit einem Islamisten-Führer an.

Frankfurt a.M./Ouagadougou - Nach einem Interview mit einem Islamisten-Führer hat die Militärregierung Burkina Fasos die Ausstrahlung des französischen Senders France 24 verboten. Wie ein Regierungssprecher am Montag in der Hauptstadt Ouagadougou mitteilte, wird die Verbreitung der Programme des Nachrichtensenders auf unbestimmte Zeit untersagt. Anfang März hatte der staatliche Sender einen hochrangigen Führer von Al-Kaida im Islamischen Maghreb (AQIM) befragt.

Die Regierung bedauere, dass der unter dem Namen Abu Ubaydah Yusuf al-Anabi bekannte Anführer zu Wort gekommen sei, erklärte der Regierungssprecher. Er warf France 24 vor, als „Kommunikationsagentur“ von Terroristen gedient und ihnen einen Raum zur Legitimation ihrer Taten gegeben zu haben.

Am 6. März sendete France 24 den Auszug einer Sprachnachricht, die der Al-Kaida-Führer dem Sender auf schriftliche Fragen geschickt hatte. Der France-24-Terrorismusexperte Wassim Nasr ordnete die Aussagen in einer Sendung ein. In dem Interview ging es unter anderem um die Frage, ob die Gruppe Anschläge in Frankreich plant. Nach Angaben des US-amerikanischen Außenministeriums steht der algerische Staatsbürger Abu Ubaydah Yusuf al-Anabi seit November 2020 an der Spitze des Al-Kaida-Ablegers.

Mit dem Verbot des Nachrichtensenders könnte sich das Verhältnis zwischen Burkina Faso und der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich weiter verschlechtern. Im Februar zogen die in dem Sahel-Staat stationierten französischen Truppen einer Anti-Terror-Mission ab, nachdem sie zum Abzug aufgefordert worden waren. Zuvor hatte es auch Proteste gegen die ehemalige Kolonialmacht gegeben.

France 24 wies die Vorwürfe zurück. Der Sender habe die Aussagen des Al-Kaida-Führers mit der notwendigen Distanzierung und Einordnung wiedergegeben, erklärte der Sender. Die Entscheidung der Regierung Burkina Fasos sei ohne Vorankündigung erfolgt. Nach eigenen Angaben wird France 24 wöchentlich etwa von einem Drittel der Bevölkerung gesehen. Unter anderem über Youtube könne das Programm noch verfolgt werden.

Auch im Nachbarland Mali wendet sich die militärische Übergangsregierung immer weiter von Frankreich ab und geht dabei auch gegen französische Medien vor. Wegen Berichten über mutmaßliche Menschenrechtsverletzungen des malischen Militärs ist die Ausstrahlung von France 24 sowie des ebenfalls staatlichen Senders RFI in dem westafrikanischen Land bereits seit knapp einem Jahr verboten.

Burkina Faso ist eines der ärmsten Länder der Welt. Vor allem im Norden des Landes verüben islamistische Terrorgruppen immer wieder Anschläge auf Zivilisten und Sicherheitskräfte. Im vergangenen Jahr gab es in dem Sahel-Staat mit etwa 21 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern zwei Militärputsche.

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