Frankfurt a.M., London - In einem auch von Deutschland finanzierten Nationalpark in der Demokratischen Republik Kongo sind laut einem Bericht Ureinwohner verfolgt und ermordet worden. Die Parkwächter des Kahuzi-Biega-Nationalparks und die kongolesische Armee hätten über drei Jahre Angehörige des Batwa-Volkes terrorisiert, um sie zu vertreiben, schreibt die Menschenrechtsorganisation „Minority Rights Group“ in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht. Die Organisation warf der Bundesregierung, den USA, der Umweltorganisation Wildlife Conservation Society (WCS) und anderen Gebern des Parks im Osten des Landes vor, von der drohenden Gewalt gewusst zu haben.
Das Bundesentwicklungsministerium forderte Aufklärung durch die kongolesischen Behörden. Sollten die Vorwürfe zutreffen, werde es Konsequenzen auch für die deutsche Unterstützung des Parks geben, erklärte Staatssekretär Jochen Flasbarth.
Geber wie Deutschland wurden schon 2019 über gewaltsame Vorfälle informiert
Laut dem Bericht wurden mindestens 20 Angehörige der Batwa von Parkwächtern und Soldaten in drei Anschlagsserien zwischen 2019 und 2021 getötet. Mindestens 15 Frauen seien Opfer von Gruppenvergewaltigung und Hunderte Menschen vertrieben worden, nachdem ihre Dörfer niedergebrannt worden seien. „Wir sind Zeugen von staatlicher Gewalt, um eine bereits massiv marginalisierte indigene Gemeinschaft vom Land ihrer Vorfahren zu vertreiben“, erklärte die Afrika-Expertin von „Minority Rights Group“, Agnes Kabajuni. In den Report flossen nach Angaben der in London ansässigen Organisation mehr als 550 Augenzeugenberichte.
Im Mai 2019 seien Geber wie Deutschland, die USA und WCS schriftlich informiert worden, dass die Parkwächter, die sie finanzierten, ausrüsteten und trainierten, auf Batwa geschossen und sie bedrohten hätten, heißt es in dem Bericht. Ebenfalls bekannt war demnach, dass die Parkbehörden die Menschen aus dem Park aussiedeln wollten, wenn nötig auch mit Gewalt. Doch trotz der Warnungen sei die Finanzierung weitergeflossen. Zwei Monate später hätten Parkwächter und Soldaten den ersten massiven Angriff auf Batwa-Dörfer verübt.
Flasbarth zufolge hat die kongolesische Naturschutzbehörde ICCN eine Kommission zur Aufklärung der Vorwürfe eingerichtet, in der auch der Autor des Berichts von „Minority Rights Group“ mitwirkt. Die Kommission werde von der UN-Mission im Ostkongo, Monusco, und einem internationalen Experten begleitet.