München - Der Vorsitzende der Uiguren-Vereinigung Uyghur Freedum Forum kritisiert die Austragung der Olympischen Winterspiele in Peking scharf. Für ihn seien das keine Olympischen Spiele, sagte Ümit Hamit dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Das sind Genozid-Spiele“, erklärte Hamit, der seit einem Vierteljahrhundert in München lebt. Hintergrund seiner Kritik ist der Umgang des kommunistischen Chinas mit der Volksgruppe der Uiguren und dem Druck auf deren eigenständige kulturelle und religiöse Werte.
In den von Uiguren bewohnten Regionen im Norden des Landes werden nach Schätzungen von Amnesty International mindestens eine Million Angehörige der mehrheitlich muslimischen Volksgruppe in Umerziehungslagern festgehalten. Hamit schätzt allerdings, dass es noch weit mehr sind, „etwa sieben bis acht Millionen Menschen“, sagte er dem epd.
Boykott der Spiele wäre "richtiges Zeichen" gewesen
Die Olympischen Spiele seien eigentlich ein Friedenszeichen für die Welt, sagte Hamit weiter: „Und dann finden die in einer Diktatur statt, die gerade Millionen Menschen verhaftet und einen Völkermord begeht.“ Länder wie Frankreich, die USA, England oder die Niederlande hätten inzwischen anerkannt, dass es sich beim Vorgehen Chinas um einen Genozid handele. Er hoffe, dass gerade Deutschland, „das Land von 'Nie wieder'“, sich auch dieser Einschätzung anschließen werde.
Hamit betonte, es handele sich beim Umgang mit China um eine Prüfung für die europäische Demokratie: „Jeder weiß von den Problemen der Uiguren. Aber seit zwei, drei Jahren gibt es keine scharfe Kritik mehr.“ Am besten wäre es seiner Ansicht nach gewesen, man hätte die Spiele boykottiert: „Das wäre ein richtiges Zeichen gewesen.“