Vietnam: Tausende nehmen Abschied von Thich Nhat Hanh

Frankfurt a.M./Hue - Mit einer bewegenden Trauerfeier haben in Vietnam Tausende Menschen Abschied von Thich Nhat Hanh genommen. Die abschließende Zeremonie für den buddhistischen Mönch in der zentralvietnamesischen Stadt Hue sei eine der größten seit Jahrzehnten gewesen, teilte das von ihm gegründete internationale Zentrum „Plum Village“ in Frankreich in der Nacht zum Sonntag mit. Im Tu Hieu Tempel in Hue war der Friedensaktivist und Zen-Meister am 22. Januar nach langer Krankheit im Alter von 95 Jahren gestorben. Der Vietnamese war neben dem Dalai Lama einer der prominentesten Vermittler des Buddhismus in der westlichen Welt. Sein Grundgedanke war die Achtsamkeit und eine zeitgemäße Auslegung des Buddhismus.

Während der live im Internet übertragenen Zeremonie war dessen Leichnam in einer Prozession zur etwa acht Kilometer entfernten Stätte für die Einäscherung gebracht worden. „Wir sind dankbar, feierlich Zeuge einer so kraftvollen und elementaren Feuerbestattung unter freiem Himmel gewesen zu sein, genau wie zu Zeiten des Buddha“, erklärte das „Plum Village“-Zentrum. Nach einer 18 Stunden dauernden Kremation sei die Asche des Zen-Meisters am Sonntag in sechs Keramikurnen zurück zum Tu Hieu Tempel gebracht worden, berichtete zudem das vietnamesische Nachrichtenportal „VnExpress“.

Jahrzehntelanger Einsatz für Frieden und Menschenrechte

Aus aller Welt hatte es Anteilnahme am Tod Thich Nhat Hanhs gegeben, der auch Gelehrter, Autor und Dichter war. Kondoliert hatten unter anderem das geistliche Oberhaupt der Tibeter, der Dalai Lama, der frühere UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon sowie die Tochter des US-Bürgerrechtlers Martin Luther King, Bernice King. Insbesondere würdigten sie dessen jahrzehntelangen Einsatz für Frieden und Menschenrechte. 1966 hatte der schwarze Pastor Martin Luther King (1929-1968) Thich Nhat Hanh für den Friedensnobelpreis des darauffolgenden Jahres vorgeschlagen.

„Unser Leben selbst muss unsere Botschaft sein“, sagte Thich Nhat Hanh einmal. Seine Schüler nannten ihn respektvoll „Thay“ - nach dem vietnamesischen Wort für Lehrer. Er hatte darum gebeten, ihm nach seinem Tod keinen Schrein zu errichten. Stattdessen solle seine Asche an die Klöster der „Plum Village“-Tradition weltweit übergeben und auf den Straßen verstreut werden, die seine Anhängerinnen und Anhänger für Geh-Meditationen nutzten.

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