Frankfurt a.M./Juba - Die Überschwemmungen im Südsudan verschärfen laut der Welthungerhilfe die Hungerkrise. „Solange das Wasser auf den Flächen steht, kann man weder Getreide, Gemüse, oder sonst noch irgendwas anbauen“, sagte die Nothilfekoordinatorin der Welthungerhilfe im Südsudan, Sandra Schuckmann-Honsel, dem Evangelischen Pressedienst (epd) in der südsudanesischen Hauptstadt Juba. Bereits vor den Fluten seien 7,2 Millionen Menschen und damit etwa 60 Prozent der Bevölkerung von Hunger bedroht gewesen.
Seit Mai 2021 stehen wegen heftiger Regenfälle und dem Überlaufen von Flüssen Teile des Landes unter Wasser. Durch die Überschwemmungen seien mehr als 65.000 Hektar Anbauflächen beschädigt und etwa 37.000 Tonnen Getreide vernichtet worden, sagte Schuckmann-Honsel. Schätzungsweise 800.000 Nutztiere wie Schafe, Ziegen und Rinder seien ums Leben gekommen. „Das bedeutet für die Menschen vor Ort, sie haben weniger Ernten und weniger Einkommen, aber mehr Hunger und mehr Unsicherheiten.“ Die Wassermassen hätten die Lebensgrundlagen Hunderttausender Menschen „total zerstört“.
Die schwersten Fluten seit Jahrzehnten
Zwar kommt es während der Regenzeit im Frühjahr in dem ostafrikanischen Land regelmäßig zu Überschwemmungen, doch aktuell sind die Folgen besonders verheerend. Die Vereinten Nationen sprechen von den schwersten Fluten seit Jahrzehnten. Betroffen sind demnach mehr als 800.000 Menschen in acht von zehn Bundesstaaten. Die Wassermassen hätten in den letzten drei Jahren erheblich zugenommen, sagte Schuckmann-Honsel. Besonders dramatisch sei die Lage im nördlichen Bundesstaat Unity, wo allein 301.000 Menschen betroffen seien.
Viele der Vertriebenen lebten nun in improvisierten Camps, sagte die Nothilfekoordinatorin der Welthungerhilfe, die bereits für mehrere Einsätze im Südsudan war. Ob und wann sie wieder in ihre Heimat zurückkehren können, sei unklar. Zwar regne es gerade in der Trockenzeit nicht und in einigen Gebieten ziehe sich das Wasser zurück. Zugleich hätten sich in der Vergangenheit überflutete Regionen in Sumpfgebiete verwandelt. „Keiner kann richtig sagen, wann das Wasser wieder abfließt.“
Auch die Arbeit von Hilfsorganisationen werde durch die Fluten erschwert, sagte Schuckmann-Honsel. Teilweise müssten Menschen aus ihren Dörfern durch hüfthohes Wasser zu Verteilungsplätzen für die Ausgabe von Nahrung und anderen Hilfsgütern laufen. „Die Logistik im Südsudan ist unter normalen Umständen schon herausfordernd, aber jetzt in dieser Flutsituation ist es eben nochmal schwieriger.“