Kolumbien: Erneut indigener Menschenrechtsaktivist ermordet

Berlin/Bogotá - In Kolumbien ist ein weiterer Menschenrechtsaktivist getötet worden. Der profilierte Indigenen-Führer Albeiro Camayo sei im Schutzgebiet Las Delicias im Westen des Landes von früheren Farc-Kämpfern erschossen worden, teilte die Vereinigung der Ureinwohner der Region Nord-Cauca am Montag (Ortszeit) mit. Demnach soll es sich bei den Tätern um dieselbe Gruppe Farc-Dissidenten handeln, die schon einmal in das Schutzgebiet eingedrungen und vor zehn Tagen die jungen Umweltschützer Breiner Cucuñame und Guillermo Chicame ermordet hat.

Die bewaffnete Gruppe „Columna Móvil“ besteht aus ehemaligen Kämpfern der Farc-Guerilla, die sich nicht an der Entwaffnung der Rebellenorganisation und dem Friedensvertrag mit der Regierung 2016 beteiligt haben. Der Tatort liegt in einem ehemaligen Kampfgebiet der Farc. Die Gemeinden der Ureinwohner forderten in einer Erklärung Schutz für ihre Gebiete von der kolumbianischen Regierung und internationalen Organisationen wie den UN.

Seit Beginn des Jahres neun Menschenrechtsverteidiger und eine Landaktivistin getötet

Albeiro Camayo war schon mehreren Mordversuchen entgangen. Er war Mitbegründer einer aus den traditionellen Strukturen der indigenen Gemeinden hervorgegangenen Schutztruppe, deren mehrere tausend Mitglieder unbewaffnet und ehrenamtlich ihre Gebiete verteidigen sollen.

Die Sicherheitslage ist in Kolumbien vor den anstehenden Parlaments- und Präsidentschaftswahlen in diesem Jahr zusätzlich angespannt. Seit Beginn des Jahres wurden laut dem Friedensforschungsinstitut Indepaz mit Camayo bereits neun Menschenrechtsverteidiger und eine Landaktivistin getötet. Zudem seien 29 Zivilistinnen und Zivilisten bei zehn Massakern gestorben. Im vergangenen Jahr wurden nach Angaben der Ombudsstelle 145 Verteidiger von Land- und Menschenrechten ermordet. Die meisten Opfer hatten herausragende Positionen in ihrer Gemeinschaft, viele waren Sprecher von Urvölkern, Anführer von Bauernorganisationen und Gewerkschafter.

In Kolumbien herrscht seit Jahrzehnten massive Gewalt. Der Friedensvertrag zwischen dem Staat und der damals größten Guerilla Farc hat die Lage verbessert, doch noch immer kämpfen kriminelle Banden, paramilitärische Gruppierungen und Rebellen um Einfluss und Einkommen.

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