Paris/Yangon - Der französische Energiekonzern Total Energies und der US-amerikanische Ölmulti Chevron ziehen sich aus Myanmar zurück. Grund für die Entscheidung sei die sich verschlechternde Menschenrechtslage und Rechtsstaatlichkeit seit dem Putsch vom Februar 2021, erklärte Total am Freitag in Paris. Nachdem man bereits laufende Projekte aufgegeben habe, werde sich Total auch aus der Förderung des Gasfeldes „Yadana“ in der Andamanensee zurückziehen. Das solle spätestens zum Ende der sechsmonatigen Vertragslaufzeit geschehen. Chevron, das auch an der „Yadana“-Förderung beteiligt ist, erklärte laut dem auf Energie spezialisierten Nachrichtenportal Energy Voice, unter Berücksichtigung der Lage in Myanmar ebenfalls einen Rückzug zu planen.
Menschenrechtsorganisationen, die seit langem das Engagement westlicher Konzerne in Myanmar zum Vorteil der Militärjunta kritisieren, begrüßten die Entscheidung der Konzerne. Die Aktivistengruppe „Justice for Myanmar“ erklärte in Bezug auf Total der Rückzug sei ein „wichtiger Schritt, um den Geldfluss an die illegale Militärjunta zu beschneiden“. Andere Unternehmen und Regierungen müssten diesem Beispiel folgen. Die „Burma Campaign UK“ erklärte, Chevron müsse zusagen, seine Aktivitäten in Myanmar nicht an einen anderen Betreiber abzugeben. Öl und Gas gehören zu den Haupteinnahmenquellen des Militärs in Myanmar.
Das Militär kontrolliert Öl- und Gasunternehmen des Landes
Das „Yadana“-Feld produziert laut offiziellen Angaben jährlich rund sechs Milliarden Kubikmeter Gas, von denen etwa 70 Prozent nach Thailand exportiert werden. Rund 30 Prozent werden an das von Myanmars Militärs kontrollierte Öl- und Gasunternehmen MOGE verkauft. Total betonte, man werde die Energieversorgung innerhalb der verbleibenden Vertragslaufzeit weiter sicherstellen. Einen finanziellen Ausgleich werde es nach Ablauf der Frist nicht geben.
Seit dem Putsch vor fast einem Jahr versinkt Myanmar in Chaos und Gewalt. Nach Angaben der Gefangenen-Hilfsorganisation AAPP wurden mindestens 1.488 Menschen bei Demonstrationen getötet und mehr als 11.650 Personen verhaftet. Das Militärregime geht mit zunehmend brutaler Gewalt gegen die protestierende Bevölkerung vor. Dazu zählen Massaker, Vergewaltigungen, Festnahmen und Folter.