Frankfurt a.M., Bogotá - 145 Menschen sind in Kolumbien im vergangenen Jahr wegen ihres Engagements für Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit getötet worden. Das erklärte der Ombudsmann des Landes, Carlos Camargo, am Montag (Ortszeit). Das seien zwar weniger als im Jahr davor, aber die Gewalt von bewaffneten Gruppen gegen diese Menschen bleibe besorgniserregend. 2020 wurden demnach 182 Aktivistinnen und Aktivisten getötet.
Am schlimmsten sei die Lage in den Departements im Osten des Landes, heißt es im Bericht der Ombudsstelle. In der Region leben die meisten Angehörigen der afrokolumbianischen Minderheit, gegen die es massive Diskriminierung und Gewalt gibt. Im Departement Valle del Cauca an der Pazifik-Küste sei die Zunahme der Bedrohungslage besonders besorgniserregend. Dort seien im vergangenen Jahr 19 Aktivistinnen und Aktivisten getötet worden, nach 10 im Jahr 2020. In der Nachbarprovinz Cauca halbierte sich die Zahl der getöteten Menschenrechtler von 44 im Jahr 2020 auf 22.
Viele Opfer Sprecher von Urvölkern oder Gewerkschaften
Von den insgesamt 145 Opfern sind demnach 120 Männer und 25 Frauen. Die meisten Getöteten hatten herausragende Positionen in ihrer Gemeinschaft, viele waren Sprecher von Urvölkern, Anführer von Bauernorganisationen und Gewerkschafter.
In Kolumbien herrscht seit Jahrzehnten massive Gewalt. Der Friedensvertrag zwischen dem Staat und der damals größten Guerilla Farc im Jahr 2016 hat die Lage verbessert, doch noch immer kämpfen kriminelle Banden, paramilitärische Gruppierungen und Rebellen um Einfluss und Einkommen. Die Friedensforschungsorganisation Indepaz hat im vergangenen Jahr mehr als 90 Massaker an der Zivilbevölkerung mit mehr als 300 Toten registriert.