Berlin - Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) will sich bei den westlichen Industriestaaten für mehr Impfgerechtigkeit weltweit einsetzen. Dafür wolle sie die derzeitige deutsche G7-Präsidentschaft nutzen, sagte sie am Freitag im Bundestag in Berlin. Sie räumte ein: „Es ist noch ein weiter Weg bis zu einer globalen Impfgerechtigkeit.“ In Afrika sei sogar das nach unten korrigierte Ziel der Weltgesundheitsorganisation (WHO), bis Jahresende 2021 zehn Prozent der Menschen zu impfen, verfehlt worden. Der G7 gehören neben Deutschland auch Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada und die USA an.
Schulze betonte, das internationale Impfprogramm Covax benötige nicht nur Impfdosen, sondern auch Unterstützung bei der Logistik, bei Kühltransporten, Spritzen und Handschuhen. Es müsse aber auch mehr Informations- und Aufklärungskampagnen geben, „denn Impfskeptiker gibt es leider in vielen Ländern“. Sie verwies auf eine Finanzierungslücke von umgerechnet knapp 15 Milliarden Euro für die globale Corona-Initiative Act Accelerator, die die Bereitstellung von Impfstoffen, Diagnoseinstrumenten und Medikamenten beschleunigen soll. Deutschland werde seinen Beitrag leisten, „und ich setze mich dafür ein, ihn gemeinsam mit anderen wirtschaftsstarken Ländern noch zu steigern“, versprach sie.
Poly-Pandemie: Gesundheitliche, wirtschaftliche und soziale Folgen
Die Vereinten Nationen und die WHO wollen bis Mitte 2022 insgesamt 70 Prozent der Bevölkerungen aller Länder vollständig gegen Covid-19 geimpft haben. Es ist allerdings unwahrscheinlich, dass dieses Ziel erreicht wird.
Schulze sagte, gerade für ärmere Länder sei die Corona-Pandemie zu einer Poly-Pandemie geworden, mit gesundheitlichen, aber auch mit wirtschaftlichen und sozialen Folgen. Den meisten Entwicklungsländern fehlten die Strukturen und die finanziellen Mittel, um auf Folgen der Pandemie reagieren zu können. Insgesamt müsse man leider sagen: „Vieles Schlechte, was wir auf der Welt bekämpfen, ist durch die Pandemie noch schlechter geworden.“