Berlin - In der Debatte über den Ausbau erneuerbarer Energien hat Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) davor gewarnt, den Klimaschutz höher zu bewerten als den Artenschutz. Es gebe zwei große ökologische Krisen auf der Welt, die „gemeinsam gelöst werden müssen: die Klimakrise und die Krise des Artenaussterbens“, sagte Lemke den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Das eine ist genauso wichtig wie das andere.“
Beide Krisen bedrohten die natürlichen Lebensgrundlagen in eklatantem Ausmaß, mahnte die Grünen-Politikerin. „Wenn wir Moore und Auenwälder renaturieren und alte Waldbestände fördern, erhalten wir wertvolle Kohlenstoff-Speicher und schaffen eine Win-Win-Situation zwischen Klimaschutz und Naturschutz.“ Dafür lohnten sich Investitionen in erheblicher Größenordnung.
Kritik an europäischer Agrarpolitik
Das Artenaussterben sei vor allem eine Folge der industrialisierten Landwirtschaft und der Zersiedelung der Landschaft, betonte Lemke. Sie sei nicht bereit, diese Bedrohung auf Windräder zu reduzieren. „Das wäre eine völlige Verharmlosung des Problems.“
Aus Sicht der Ministerin ist es zudem sehr wichtig, den Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft erheblich zu reduzieren. „Ich gehe nicht davon aus, dass wir innerhalb von vier Jahren komplett auf Pestizide verzichten können“, sagte sie. „Aber wir brauchen eine deutliche Verringerung, wenn wir das Insektensterben aufhalten wollen.“
Sie sei davon überzeugt, dass die meisten Landwirte weniger Pestizide verwenden wollten, sagte Lemke weiter. Allerdings seien sie „durch die europäische Agrarpolitik über Jahrzehnte in eine Zwangssituation hineingetrieben worden“, sagte die Ministerin.