Frankfurt a.M./Kapstadt - Der Tod des früheren südafrikanischen Erzbischofs und Friedensnobelpreisträgers Desmond Tutu ist weltweit mit Trauer aufgenommen worden. Tutu habe sich mit außergewöhnlichem Intellekt, Integrität und Unbesiegbarkeit gegen die Kräfte der Apartheid gewandt, erklärte der südafrikanische Präsident Cyril Ramaphosa am Sonntag. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte Tutu als Vorbild im Kampf gegen Rassismus und Ungleichbehandlung und als Versöhner. Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) bezeichnete den früheren Erzbischof von Kapstadt als wichtigen Anführer im moralischen Kampf gegen die Apartheid. Tutu, Freund und Weggefährte des ersten demokratisch gewählten Präsidenten Nelson Mandela, war am Sonntagmorgen in Kapstadt im Alter von 90 Jahren gestorben.
Als Generalsekretär des Südafrikanischen Rats der Kirchen und später als anglikanischer Erzbischof von Kapstadt kritisierte Tutu die Rassentrennung in Südafrika. Für seine Rolle als Anführer des gewaltlosen Einsatzes gegen die Apartheid erhielt er 1984 den Friedensnobelpreis. Nach der Abschaffung der Apartheid und den ersten demokratischen Wahlen 1994 wurde Tutu Vorsitzender der Wahrheits- und Versöhnungskommission, die die Verbrechen und Ungerechtigkeiten des rassistischen Systems aufarbeitete.
Inspirierend für die Welt
Das geistliche Oberhaupt der anglikanischen Kirche, Erzbischof Justin Welby, bezeichnete Tutu am Sonntag als Mann der Worte und der Taten, der Hoffnung und Freude verkörperte. Er habe enorme Vision bewiesen und die Chancen von Südafrika als Regenbogennation verschiedener Bevölkerungsgruppen als einer der ersten erkannt. Bei Einschüchterungsversuchen des Apartheid-Regimes habe er persönlichen Mut und Tapferkeit bewiesen, betonte Welby. Tutu habe sich auch nach dem Ende der Apartheid unermüdlich für Gerechtigkeit eingesetzt, erklärte der Weltkirchenrat in Genf.
Auch in Deutschland wurde der Tod des früheren Erzbischofs und Apartheid-Gegners mit Trauer aufgenommen. Bundespräsident Steinmeier erklärte in einem Kondolenzschreiben an den südafrikanischen Präsidenten Ramaphosa: „Mit ihm ist einer der international markantesten Kämpfer gegen Apartheid und für Demokratie und Menschenrechte von uns gegangen. Sein Beispiel hat die Welt inspiriert, den universalen Menschenrechten zum Durchbruch zu verhelfen.“
Moralische Stärke, Mut und Klarheit
Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, erklärte: „Desmond Tutu hat die Stimme für diejenigen erhoben, die nicht gehört wurden. Er war das Sprachrohr für die Menschen in Südafrika, die jahrzehntelang unter der Apartheid gelitten haben.“ Seine Stimme werde nun fehlen. „Desmond Tutu war einer der Menschen, die diese Welt so dringend braucht“, erklärte der Berliner evangelische Bischof Christian Stäblein auf Twitter.
Die Nelson-Mandela-Stiftung erklärte, Tutus Leben sei für viele Menschen in Südafrika und weltweit ein Segen gewesen. Der Erzbischof von Kapstadt, Thabo Makgoba, erklärte, sein Vermächtnis sei moralische Stärke, Mut und Klarheit. Der Dalai Lama, mit dem Tutu eine langjährige Freundschaft unterhielt, erklärte, Tutu habe sich vollständig dem Dienst für andere gewidmet, besonders für die am stärksten Benachteiligten.
Für die Gleichberechtigung von Homosexuellen
Tutu wurde 1931 als Sohn eines Lehrers und einer Hausangestellten geboren. Er wurde zunächst selbst Lehrer, gab den Beruf aber wegen der Einführung der Rassentrennung in allen Teaser: Bildungseinrichtungen nach drei Jahren auf. Tutu studierte Theologie und wurde 1960 als Geistlicher der anglikanischen Kirche ordiniert. 1975 wurde er in Johannesburg zum ersten schwarzen Dekan berufen, 1986 zum Erzbischof von Kapstadt und damit zum ersten Schwarzen an der Spitze der anglikanischen Kirche in Südafrika.
Auch nach seinem Abschied als Erzbischof 1996 sprach er sich als „Südafrikas Gewissen“ unter anderem für die Gleichberechtigung von Homosexuellen, das Recht auf Sterbehilfe und gegen Korruption in der Regierung aus. Das UN-Hilfsprogramm Unaids würdigte Tutu am Sonntag als Kämpfer gegen Rassismus und Ungerechtigkeit in der Welt. „Er war eine mächtige Stimme im Kampf gegen Aids“, erklärte Unaids-Direktorin Winnie Byanyima. Tutu habe sich gegen die Diskriminierung von HIV-Infizierten gewandt und Behandlungsmöglichkeiten für alle gefordert.