Frankfurt a.M./Nairobi - Äthiopische Rebellen haben im Bürgerkrieg im Norden des Landes Menschenrechtlern zufolge Dutzende Zivilisten gezielt getötet. Bewaffnete Gruppen aus Tigray hätten in der Region Amhara in zwei Orten mindestens 49 Personen standrechtlich hingerichtet, heißt es in einem Bericht von Human Rights Watch vom Freitag. Im Norden Äthiopiens liefern sich Regierungstruppen und Kämpfer der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) sowie jeweils verbündete Milizen seit mehr als einem Jahr heftige Kämpfe.
Bewaffnete Gruppen aus Tigray, wo der Konflikt im November 2020 begann, hätten Ende August und Anfang September die Orte Chenna und Kobo in der Nachbarregion Amhara angegriffen und sich mehrere Tage lang Gefechte mit Truppen der Zentralregierung und ihr verbündeten Milizen geliefert. Die Hinrichtungen waren dem Bericht zufolge möglicherweise eine Vergeltung für Angriffe durch Bauern auf die vorrückenden Tigray-Rebellen. Human Rights Watch erklärte, die Tötungen und andere Verbrechen zeigten deutlich, dass unabhängige internationale Ermittlungen wegen möglicher Kriegsverbrechen im Norden Äthiopiens nötig seien.
Der Bürgerkrieg in Äthiopien entzündete sich in der nördlichen Region Tigray, wo ein Machtkampf zwischen der dort lange herrschenden TPLF und der Zentralregierung eskalierte. Seither hat sich der Konflikt auf weitere Regionen des Landes ausgeweitet. Beiden Seiten werden schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen, darunter der Einsatz sexueller Gewalt als Kriegswaffe und die Blockade humanitärer Hilfe.