Den Haag - Der Internationale Strafgerichtshof hat erstmals Anklage gegen einen Anführer der muslimischen Séléka-Milizen in der Zentralafrikanischen Republik erhoben. Die Richter in Den Haag entschieden am Donnerstag, dass die Beweise gegen den Rebellenführer Mahamat Said Abdel Kani wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen für die Eröffnung eines Prozesses ausreichen. In dem Bürgerkrieg kämpfen unter anderem christliche Milizen, die Anti-Balaka, gegen die muslimisch-geprägten Séléka-Rebellen.
Der 51-Jährige Said muss sich unter anderem wegen Folter, Verfolgung und Freiheitsentzug in Den Haag verantworten. Wann der Prozess gegen Said eröffnet wird, ist noch nicht bekannt. Bei einer Verurteilung droht ihm eine Haftstrafe von bis zu 30 Jahren. Said war im Januar in der Zentralafrikanischen Republik festgenommen worden und ist der erste Verdächtige der Séléka, der sich in Den Haag verantworten muss. Zuvor waren bereits zwei mutmaßliche Anführer der Anti-Balaka angeklagt worden.
Nach dem Sturz des damaligen Präsidenten Francois Bozizé 2013 versank die Zentralafrikanische Republik in einem blutigen Konflikt, der vor allem von christlichen Milizen, den Anti-Balaka, und den muslimisch-geprägten Séléka-Rebellen ausgetragen wird. Nach UN-Schätzungen wurden in dem Konflikt Tausende Menschen getötet und mehr als 1,4 Millionen zur Flucht gezwungen. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hatte in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht beklagt, dass viele Personen, die für schwere Verbrechen in dem Bürgerkrieg verantwortlich sein sollen, noch nicht festgenommen wurden.