Münster, Dortmund - Zwei christliche Vereine treten aus dem Bündnis für nachhaltige Textilien aus. Die Arbeitsergebnisse des Bündnisses seien „ernüchternd“, erklärten die Christliche Initiative Romero e.V. (CIR) und das Amt für Mission, Ökumene und Kirchliche Weltverantwortung der Evangelischen Kirche von Westfalen (MÖWe) am Mittwoch in Münster und Dortmund. Der Austritt sei deshalb ein „schmerzlicher, aber überfälliger Schritt nach langer, zeitweise intensiver Mitarbeit im Textilbündnis“.
Das Textilbündnis wurde im Oktober 2014 als Reaktion auf tödliche Unfälle in Textilfabriken in Bangladesch und Pakistan vom damaligen Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) gegründet. Damit sollten die Bedingungen in der Industrie verbessert und etwa existenzsichernde Löhne eingeführt werden. An Bündnisinitiativen, die vor Ort Veränderungen voranbringen sollten, hätten sich aber nur „verschwindend wenige Unternehmen“ beteiligt, kritisierte Pfarrer Dietrich Weinbrenner, Beauftragter für nachhaltige Textilien in der westfälischen Kirche und der Vereinten Evangelischen Mission (VEM).
Schwaches und unzuverlässiges Engagement
Bei einem nun startenden „Living-Wage-Lab“ des Bündnisses hätten von den 70 Mitgliedsunternehmen nur wenige eine Beteiligung angekündigt, hieß es. Mit der Aktion sollen Strategien zur Einführung existenzsichernder Löhnen entwickelt und umgesetzt werden. Dass Konzerne wie Adidas, C&A, Gerry Weber oder Seidensticker von vorneherein nicht teilnehmen, zeige „wie schwach und unzuverlässig das Engagement relevanter Mitgliedsunternehmen beim Thema Existenzlöhne ist“, kritisieren CIR und MÖWe.
Anlass für den Austritt ist den Angaben zufolge auch der Tag der Menschenrechte am Freitag. „Menschenrechte gibt es nicht zum Nulltarif und eine Mitgliedschaft im Textilbündnis darf nicht zum Freibrief für die Einhaltung unternehmerischer Sorgfaltspflichten verkommen“, kritisierte Sandra Dusch Silva, Referentin für Kleidung beim CIR.
In der Corona-Pandemie hätten Bündnisunternehmen zudem die Lasten auf ihre Zulieferbetriebe und damit auf die Arbeiterinnen abgeschoben, erklärten die christlichen Vereine. Relevante Mitglieder wie H&M, Primark oder Puma hätten ihre Berichtspflicht 2021 immer noch nicht erfüllt. Auch beim Thema Transparenz sei das Bündnis am mangelnden Einsatz der Mitgliedsunternehmen gescheitert, kritisieren CIR und MÖWe.