Berlin/Santiago de Chile - Nach mehr als vierjährigen Beratungen hat Chile die Ehe zwischen homosexuellen Paaren erlaubt. Am Dienstagnachmittag (Ortszeit) stimmte die Abgeordnetenkammer für das Gesetz. 82 Parlamentarier votierten für die gleichgeschlechtliche Ehe, 20 dagegen, und 2 enthielten sich, wie die Tageszeitung „La Nación“ berichtet. Zuvor hatte der Senat das Gesetz gebilligt. Chiles scheidender konservativer Präsident Sebastián Piñera hatte das Vorhaben überraschend forciert, das seine Vorgängerin Michelle Bachelet im August 2017 in den Kongress eingebracht hatte.
Damit ist Chile das achte Land in Lateinamerika, das die gleichgeschlechtliche Ehe erlaubt. Bislang konnten Homosexuelle in Chile lediglich eine eingetragene Lebenspartnerschaft eingehen. In Argentinien, Brasilien, Kolumbien, Costa Rica, Ecuador, Uruguay und Teilen von Mexiko ist die Ehe von homosexuellen Paaren bereits Gesetz.
Homosexuelle Paare in Chile dürfen laut dem neuen Gesetz auch Kinder adoptieren. Während der linksgerichtete Präsidentschaftskandidat Gabriel Boric die Gesetzesänderung begrüßte, lehnte sein Herausforderer, der ultrarechte Präsidentschaftskandidat José Antonio Kast, die gleichgeschlechtliche Ehe entschieden ab. Beide Politiker treten bei der Stichwahl am 19. Dezember gegeneinander an.