Frankfurt a.M./Addis Abeba - In Äthiopien bleiben Schulen in dieser Woche wegen des Bürgerkriegs geschlossen: Der Unterricht an allen weiterführenden Schulen sei ausgesetzt, so dass Schüler und Lehrer bei der Ernte helfen oder Blut für die Kämpfer an der Front spenden könnten, meldete die unabhängige Zeitung „Addis Standard“ am Montag.
In Nordäthiopien eskalierte im November 2020 ein lang schwelender Machtkampf zwischen der Zentralregierung in der Hauptstadt Addis Abeba und der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) in einen blutigen Konflikt. Zuletzt weitete sich die Gewalt auf andere Teile des Landes aus.
Schüler und Lehrer müssen "nationale Verpflichtungen" erfüllen
Bildungsminister Birhanu Nega hatte bei der Ankündigung der Schulschließung Ende vergangener Woche erklärt, jeder müsse seine nationalen Verpflichtungen erfüllen. Schüler und Lehrer sind aufgerufen, Geld zu sammeln, Blut zu spenden, bei der Ernte zu helfen oder Lebensmittel für das Militär zuzubereiten. Die Schulen bleiben im ganzen Land bis zum 12. Dezember geschlossen, die Fehlzeiten sollen nachgeholt werden.
Seit Beginn des Tigray-Krieges wurden Tausende Menschen getötet, Hunderttausende vertrieben. Hilfsorganisationen warnen vor einer Hungersnot, Menschenrechtler vor ethnischen Säuberungen, massiver sexualisierter Gewalt und einem Zerfall des Vielvölkerstaats Äthiopien.