Genf - Die Weltbank erwägt, eingefrorene Hilfsgelder in Millionenhöhe für Unicef und das UN-Welternährungsprogramm WFP in Afghanistan freizugeben. Die endgültige Entscheidung könnte am Freitag von den Gebern des Wideraufbaufonds für Afghanistan (ARTF) gefällt werden, sagte WFP-Sprecher Tomson Phiri dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Genf.
Die Gelder in dem Fonds und andere Summen für humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit in Afghanistan wurden nach der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban im August blockiert. Eine Sprecherin der Weltbank sagte dem epd, dass sich die wirtschaftliche Lage in dem Land am Hindukusch zunehmend verschlechtere. Die ökonomische Talfahrt habe schwerwiegende Auswirkungen auf die Lebensgrundlage und die Ernährungssicherheit. Für das laufende Jahr waren Gelder in Höhe von 784 Millionen US-Dollar (667 Millionen Euro) vorgesehen.
55 Prozent der Bevölkerung leiden Hunger
Laut dem UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR leiden 23 Millionen Menschen oder 55 Prozent der Bevölkerung in Afghanistan unter Hunger. Fast neun Millionen Afghaninnen und Afghanen seien von einer Hungersnot bedroht, der schlimmsten Form der Ernährungsunsicherheit. Der Winter mit Temperaturen von bis zu minus 25 Grad Celsius verschlimmere die Lage der Menschen zusätzlich, viele Binnenflüchtlinge und andere Einwohner des Landes könnten sich nicht vor der bitteren Kälte schützen und seien vom Erfrieren bedroht.
Insgesamt irren laut dem UNHCR rund 3,5 Millionen Binnenflüchtlinge in Afghanistan umher, allein im laufenden Jahr seien 700.000 Kinder, Frauen und Männer vor Gewalt und Attacken geflüchtet. Zwar tobten in dem Land keine schweren Kämpfe mehr, die Sicherheitslage sei aber weiter sehr angespannt. Im August hatten ausländische Truppen, darunter Einheiten der USA und der Bundeswehr, Afghanistan verlassen. Humanitäre Helfer der UN und anderer Organisationen bleiben jedoch vor Ort, um den notleidenden Menschen beizustehen.