Frankfurt a.M./Stockholm - Für ihren Einsatz für Menschenrechte und Umweltschutz sind am Mittwochabend Aktivistinnen und Aktivsten mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet worden. Bei einer Präsenz-Feierstunde in Stockholm ehrte die Right-Livelihood-Stiftung die Friedens- und Genderaktivistin Marthe Wandou aus Kamerun, den russischen Umweltschützer Wladimir Sliwjak, die Indigenen-Aktivistin Freda Huson aus Kanada sowie die indische Organisation „Legal Initiative for Forest and Environment“ („Life“). Die Geehrten erhalten jeweils ein Preisgeld von einer Million Schwedischen Kronen (etwa 98.000 Euro). Sie alle hätten gezeigt, was Mut bewirken könne, betonte die Stiftung.
Erstmals ging die Auszeichnung nach Kamerun: Dort kämpft die Juristin Wandou gegen Kinderehen sowie sexualisierte Gewalt, vor allem an Mädchen. Mit ihrer 1998 gegründeten Organisation Aldepa setzt sich die 58-Jährige für Bildung sowie die Bewältigung psychischer Traumata infolge von Krisen und Konflikten ein. Laut Stiftung kam Wandous Engagement bislang über 50.000 Mädchen zugute.
Russischer Kämpfer gegen Atomkraft und für erneuerbare Energien
Der 48-jährige Sliwjak zählt zu den profiliertesten Umweltschützern in Russland. Trotz staatlicher Repressionen wehrt sich der Co-Vorsitzende und Mitbegründer der Organisation Ecodefense gegen die Förderung fossiler Brennstoffe und Atomkraft und kämpft für die Nutzung erneuerbarer Energien, wie es hieß. Ecodefense war die erste russische Umweltorganisation, die 2013 eine Kampagne gegen den Kohleabbau in Russland begann - es folgten ähnliche Proteste in anderen Landesteilen.
Geehrt wurde auch die Kanadierin Huson. Als eine führende Vertreterin der indigenen Wet'suwet'en-Bevölkerung in der Provinz British Columbia engagiert sich die 57-Jährige für deren Landrechte sowie das Recht auf Bewahrung ihres kulturellen Erbes. Seit elf Jahren ist Huson Koordinatorin des „Unist'ot'en“-Camps, von wo aus der Protest gegen den Bau einer Gas-Pipeline organisiert wird. Bei einer Polizeirazzia 2020 wurden etliche Personen verhaftet, darunter Huson.
Indische Organisation tritt für Umweltschutz ein
Die von den Juristen Ritwick Dutta und Rahul Choudhary gegründete Organisation „Life“ wurde für ihr Umweltengagement in Indien ausgezeichnet. Die Organisation unterstützt Menschen, darunter auch indigene Volksgruppen, im Kampf gegen die Zerstörung ihrer Naturressourcen sowie gegen die Verschmutzung von Luft und Gewässern. Mithilfe von „Life“ wehrten sich Bewohner im ostindischen Bundesstaat Odisha gegen ein Bauxit-Projekt eines britischen Konzerns. Im April 2013 entschied Indiens oberstes Gericht, das Projekt dürfe nicht gegen den Willen der Bevölkerung betrieben werden.
Ins Leben gerufen wurde der „Right Livelihood Award“, wie der Alternative Nobelpreis korrekt heißt, 1980 von dem deutsch-schwedischen Philatelisten und Publizisten Jakob von Uexküll. Laut Stiftung gab es bis dato 186 Preisträgerinnen und Preisträger aus 73 Ländern. Dazu zählten der kongolesische Arzt Denis Mukwege, der US-Whistleblower Edward Snowden, die afghanische Frauenrechtlerin Sima Samar sowie die schwedische Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg.