Frankfurt a.M., Kabul - Ein Arbeitsverbot für Frauen könnte die afghanische Volkswirtschaft laut UN bis zu einer Milliarde US-Dollar (881 Millionen Euro) kosten. Auch der Ausschluss von Mädchen und Frauen aus dem Bildungswesen verschlechtere die wirtschaftliche Lage in den kommenden Jahren, erklärte das UN-Entwicklungsprogramm UNDP anlässlich der Veröffentlichung eines Berichts am Mittwoch in Kabul. Insgesamt schrumpft das Bruttoinlandsprodukt demnach im Jahr 2021 voraussichtlich um 20 Prozent auf 16 Milliarden US-Dollar (14 Milliarden Euro).
Laut dem Bericht machten Frauen vor der Machtergreifung etwa ein Fünftel der Angestellten aus. Die Taliban haben die Rechte von Frauen und Mädchen seit ihrer Machtübernahme im August stark eingeschränkt. Inwiefern sie in Zukunft am wirtschaftlichen Leben teilhaben dürfen, sei noch nicht absehbar, heißt es in dem Bericht. Bei einem kompletten Ausschluss aus dem Erwerbsleben drohten jedoch große wirtschaftliche Einbußen, weil qualifizierte Arbeitskräfte wegfielen.
Insgesamt zeichnen die Autorinnen und Autoren des Wirtschaftsausblicks für die Jahre 2021 und 2022 ein verheerendes Bild der afghanischen Wirtschaft. So rechnen sie damit, dass das jährliche Pro-Kopf-Einkommen bis 2022 auf 350 US-Dollar (308 Euro) sinkt. Im Jahr 2020 verdienten die Afghaninnen und Afghanen demnach im Durchschnitt noch 500 US-Dollar (440 Euro) pro Jahr. Zudem leidet die Versorgung mit Nahrungsmitteln und Energie dem Bericht zufolge unter dem starken Rückgang der Importe. Bereits vor der Machtübernahme der Taliban war Afghanistan stark von internationalen Finanzhilfen abhängig.