Lübeck - Die Lübecker Völkerkundesammlung will freiwillig 26 afrikanische Objekte nach Namibia und Äquatorialguinea zurückgeben. Die Initiative sei von Lübecker Seite ausgegangen, teilte die Hansestadt am Freitag mit. Damit würden erstmalig in der deutschen Museumslandschaft Objekte aus kolonialem Zusammenhang unaufgefordert zurückgegeben. „Wir bedauern das Unrecht, das damals geschehen ist“, sagte Bürgermeister Jan Lindenau (SPD). Die endgültige Entscheidung trifft die Bürgerschaft Ende Januar 2022. Dann sollen die Verhandlungen mit den afrikanischen Partnern beginnen.
Bislang liegt der Stadt nach eigenen Angaben keine Rückgabeforderung vor. Ein Grund hierfür sei möglicherweise die Tatsache, dass die Sammlung überwiegend von Lübecker Kaufleuten und Reisenden zusammengetragen wurde - „und nicht durch die Raubzüge kolonialer Armeen“, sagte Hans Wißkirchen, Direktor der Lübecker Museen. Ausgewählt wurden die Objekte für die geplante Rückgabe in einem vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste finanzierten Forschungsprojekt.
Eisenschmuck, Gewehre und sterbliche Überreste
Geklärt werden sollte bei einer Sammlung aus Namibia, ob einige dieser Objekte im Umfeld des Völkermordes an den Herero und Nama (1904-1908) nach Lübeck gelangten. Eine Sammlung von 18 Stücken Eisenschmuck und Gebrauchsgegenständen sowie zwei antike Gewehre gehörten zwei Personen, die unmittelbar an den Kampfhandlungen beteiligt waren. Hinzu kommen sterbliche Überreste von drei Menschen, die mutmaßlich aus einem Grabraub stammen.
Außerdem wurden Objekte der Lübecker Pangwe-Expedition nach Zentralafrika (1907- 1909) untersucht, die zum Teil durch Raub und Erpressung erworben wurden. Offenbar kamen eine Maske und eine Ahnenfigur unrechtmäßig nach Lübeck. Beide Objekte zählten zu den kulturhistorisch wertvollsten Stücken der Lübecker Sammlung, sagte Lars Frühsorge, Leiter der Völkerkundesammlung. „Aber wir müssen den unermesslichen Wert berücksichtigen, den diese Stücke für die Menschen in Afrika haben.“