Mexiko-Stadt/Tegucigalpa - Bei den Präsidentschaftswahlen in Honduras am Sonntag könnte sich erstmals seit zwölf Jahren die Opposition gegen die konservative Partido Nacional (PN) durchsetzen. Umfragen zufolge führt die Kandidatin der linken Partei Libre, Xiomara Castro, gegen den PN-Anwärter Nasry Asfura. Dem Institut für Studien für die Demokratie zufolge wolle 38 Prozent der Honduraner Castro wählen, während sich nur 21 Prozent für Asfura entscheiden würden. Damit könnte in dem mittelamerikanischen Land eine neue Ära beginnen.
Mehr als 5,3 Millionen Honduranerinnen und Honduraner sind aufgerufen, einen neuen Präsidenten, ein neues Parlament sowie zahlreiche Bürgermeister und andere lokale Amtsträger zu wählen. Seit 2014 wird das Land von Juan Orlando Hernández regiert. Der PN-Politiker steht wegen seines repressiven Vorgehens gegen Oppositionelle in der Kritik. Zudem wird ihm vorgeworfen, mit der Drogenmafia zu kooperieren. US-Strafverfolger ermitteln deshalb gegen den Politiker. Dessen Bruder Tony Hernández wurde im März von einem New Yorker Gericht wegen Kokainschmuggels zu lebenslänglicher Haft verurteilt.
Armut ist in Honduras extrem angestiegen
Honduras befindet sich in einer katastrophalen wirtschaftlichen Situation, die auch durch die massive Korruption begründet ist. Wegen der Corona-Pandemie und zwei zerstörerischer Hurrikans stieg die Armut im vergangenen Jahr von knapp 60 Prozent 2019 auf 70 Prozent an. 45 Prozent der Bevölkerung gelten als extrem arm. Hunderttausende sind in den letzten Jahren wegen fehlender Arbeitsmöglichkeiten, Hunger und Gewalt Richtung USA geflüchtet.
Die 62-jährige Kandidatin Castro ist die Ehefrau des ehemaligen Präsidenten Manuel Zelaya, der 2009 von der Armee aus dem Amt geputscht wurde. Zelaya gründete die Libre-Partei 2011, nachdem er aus dem Exil zurückgekommen war. Nach der letzten Präsidentschaftswahl 2017 wurden gegen die PN Fälschungsvorwürfe laut. Zahlreiche Menschen demonstrierten gegen den mutmaßlichen Wahlbetrug, auch die Organisation Amerikanischer Staaten bezweifelte die Legitimität des Urnengangs an. Kritiker befürchten nun, dass die PN auch den Wahlausgang am Sonntag fälschen werde.