Berlin - Fünf Jahre nach Unterzeichnung des Friedensvertrages in Kolumbien ist die humanitäre Lage laut Diakonie Katastrophenhilfe in vielen Teilen des Landes spürbar schlechter als zuvor. Die Zahl der Menschen, die Konflikten und Gewalt ausgesetzt seien, sei seit 2016 kontinuierlich angestiegen, erklärte das evangelische Hilfswerk am Mittwoch in Berlin. Bewaffnete Gruppen versuchten, das ökonomische, soziale und politische Vakuum zu füllen, das die Rebellenorganisation Farc hinterlassen habe. Dies führe zu Gewalt gegen die Zivilbevölkerung, zwischen den Gruppen und mit den Sicherheitskräften.
Im November 2016 hatten die kolumbianische Regierung und die Farc-Guerilla ihren über 50 Jahre anhaltenden blutigen Konflikt mit einem Friedensabkommen beendet. Insgesamt wurden seit den 60er Jahren in einem Krieg zwischen dem Staat, mehreren Rebellenorganisationen und paramilitärischen Todesschwadronen rund 260.000 Menschen, meist Zivilpersonen, getötet und mindestens sieben Millionen vertrieben. Ursache für den Konflikt war eine gravierende Ungleichheit und Ungerechtigkeit, unter anderem bei der Landverteilung.
Besonders betroffen: Indigene, Kleinbauern, Afrokolumbianer
Die zunehmend bedrückende Entwicklung betreffe vor allem Kleinbauern, Afrokolumbianer und Indigene in ländlichen Gebieten, erklärte die Diakonie Katastrophenhilfe. Die unsichere Lage mache es ihnen schwer, ihre Felder zu erreichen oder in größeren Städten wichtige Basisdienstleistungen zu erhalten. Immer wieder gebe es auch neue Vertreibungen und gezielte Anschläge, besonders auf lokale Vertreterinnen und Vertreter des öffentlichen Lebens. Die Corona-Pandemie und damit verbundene Ausgangsbeschränkungen hätten die Lage für die ärmere Bevölkerung in den Konfliktgebieten zusätzlich verschärft.