Genf / Kabul - Das Flüchtlingshilfswerk UNHCR hat erstmals seit der Machtübernahme der Taliban im August eine Luftbrücke für humanitäre Güter in die afghanische Hauptstadt Kabul eingerichtet. Ein gechartertes Flugzeug sei am Dienstag in Dubai mit dem Ziel Kabul gestartet, bestätigte der UNHCR-Sprecher Babar Baloch dem Evangelischen Pressedienst (epd). An Bord befinden sich den Angaben nach Bodenbelage und andere Ausrüstungen, um Zelte und Unterkünfte winterfest zu machen. Insgesamt handele es sich um 33 Tonnen.
Der Sprecher, der derzeit in Kabul tätig ist, sagte, in den nächsten Tagen würden zwei weitere UNHCR-Flugzeuge mit Hilfsgütern in Kabul erwartet. Die Hoffnung sei es, dass danach weitere Flugzeuge mit anderen Hilfsgütern in Kabul eintreffen könnten. Lange Zeit hatte die angespannte Sicherheitslage auf dem Airport der afghanischen Hauptstadt Flugzeuge von einer Landung abgehalten.
Mehr als 20 Millionen Menschen hungern
In dem bergigen Land könnten laut UNHCR die Temperaturen auf minus 25 Grad Celsius absacken. Viele vertriebene Familien seien in ihren Behelfsunterkünften auf die eisigen Temperaturen nicht vorbereitet. Vor der jahrelangen Gewalt sind innerhalb Afghanistans insgesamt 3,5 Millionen Kinder, Frauen und Männer geflüchtet. Darunter sind 700.000 Menschen, die in diesem Jahr neu geflüchtet sind.
Wie aus einer unlängst veröffentlichten Analyse der UN-Landwirtschaftsorganisation (FAO) und des UN-Welternährungsprogramms (WFP) hervorgeht, hat fast die Hälfte der Bevölkerung in Afghanistan nicht genug zu essen, knapp 19 Millionen Menschen. Im Laufe des Novembers könnten den Schätzungen zufolge sogar schon fast 23 Millionen Männer, Frauen und Kinder von akutem Hunger betroffen sein.
Im August hatten die radikal-islamistischen Taliban die Macht in Afghanistan wieder an sich gerissen. Während die ausländischen Truppen, darunter US-amerikanische und deutsche Einheiten, abzogen, blieben humanitäre Helfer der UN und anderer Organisationen vor Ort. Allerdings ist die Wirtschaft sehr geschwächt, und nach der Machtübernahme der Taliban wurden internationale Hilfsgelder eingefroren.