Berlin/Antananarivo - Amnesty International hat vor Hungertoten in Folge der schweren Dürre in Madagaskar gewarnt. Wegen einer seit November 2020 anhaltenden Trockenheit im Süden des Landes stünden mehr als eine Million Menschen vor der ersten klimabedingten Hungersnot, heißt es in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht der Organisation. „Diese katastrophale Dürre verletzt ihre Rechte auf Leben, Nahrung und Wasser“, sagte die Amnesty-Klima-Expertin Annelen Micus. Um weiteren Rechtsverletzungen vorzubeugen, fordert Amnesty zur Bekämpfung der globalen Klimakrise auf.
Auf der UN-Klimakonferenz vom 31. Oktober bis zum 12. November im schottischen Glasgow müssten ehrgeizige Ziele zur Reduktion der Emissionen beschlossen werden, die mit den Menschenrechten vereinbar seien. Zudem müssten sich die Länder zum Ausstieg aus fossilen Brennstoffen verpflichten. Arme Länder, die besonders durch den Klimawandel litten, sollten angemessen unterstützt werden. Den Menschen, die durch die Folgen der Klimakrise geschädigt würden, müsse ein Recht auf Information und Beteiligung an klimarelevanten Entscheidungen garantiert werden.
33 Prozent der Madagassen unterernährt
Viele der 3,5 Millionen Madagassen im Süden des Landes leben demnach von Ackerbau, Viehzucht oder Fischerei. Fehle Wasser, komme es zu Einkommensverlusten und Nahrungsengpässen, hieß es in dem Bericht. Besonders betroffen seien Frauen und Kinder, von denen viele ihre Heimat verlassen müssten, um überleben zu können. Rund 91 Prozent lebten dort ohnehin unterhalb der Armutsgrenze.
Zu Todesfällen im Zusammenhang mit der Dürre gibt es Amnesty zufolge keine offiziellen Statistiken. Der Bericht beinhaltet jedoch Gespräche mit Bewohnern, die Hungertote in ihrem direkten Umfeld beklagen. 33 Prozent der Madagassen sind demnach unterernährt. Die Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie hätten die Situation weiter verschärft.
Für die Studie führten die Autorinnen und Autoren im März Interviews mit Betroffenen in 17 Orten. In Madagaskar leben rund 26 Millionen Menschen. Von ihnen leben Amnesty zufolge schätzungsweise 65 Prozent in ländlichen Regionen. Madagaskar zählt zu einem der ärmsten Länder weltweit.