Raubkunst: Bund und Länder setzen bei Rückgabe auf Kooperation

Remscheid, Berlin - Bei der Rückgabe der in Kolonialzeiten geraubten Kulturgüter strebt die Kontaktstelle für Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten in Deutschland eine „Drei-Wege-Strategie“ an. Diese Strategie setze auf den Überblick zu den Beständen im Internet, Transparenz zum Bestand der Artefakte in den deutschen Museen und die Kooperation mit den Herkunftsländern, sagte María Leonor Pérez Ramírez, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Kontaktstelle, am Donnerstag in Remscheid auf einer internationalen Fachtagung zu kultureller Bildung in postkolonialen Zeiten.

Vor allem die Rückgabe der sogenannten Benin-Bronzen nach Nigeria hatte zuletzt die Diskussion um Kolonialismus und die Rückgabe geraubter Kunstwerke in Deutschland geprägt. Die ersten Benin-Bronzen sollen im kommenden Jahr von deutschen Museen an Nigeria zurückgegeben werden. Ende April dieses Jahres hatten sich Vertreter der Bundes und der Länder auf die Restitution geeinigt. Die Benin-Bronzen befinden sich unter anderem im Bestand des Berliner Ethnologischen Museums und des Rautenstrauch-Joest-Museums in Köln. Im Rahmen der Rückgabe soll nach Angaben von Pérez Ramírez auch die Frage geklärt werden, inwieweit es in Rücksprache mit den Partnern in Nigeria möglich ist, die Artefakte weiter in Deutschland zu zeigen.

Benin-Bronzen als Symbol für koloniales Unrecht

1897 hatten die Briten das Königreich Benin im heutigen Nigeria überfallen und den Königspalast geplündert. Die Bronzen gelangten als Trophäen nach London und wurden auf britische Museen verteilt oder versteigert. Rund 1.100 Bronzen erwarben deutsche Museen. Die Objekte sind zum Synonym für koloniales Unrecht geworden. Schon lange fordern afrikanische und asiatische Staaten die Rückgabe von Kunstwerken, die frühere Kolonialmächte wie Deutschland geraubt haben.

Die Kontaktstelle ist bei der Kulturstiftung der Länder angesiedelt und wird je zur Hälfte von den Ländern und dem Bund finanziert. Sie hat im August 2020 ihre Arbeit aufgenommen und soll zunächst in einem dreijährigen Pilotprojekt erprobt werden. Die Kontaktstelle richtet sich insbesondere an Personen und Institutionen aus den Herkunftsstaaten und -gesellschaften.

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