Berlin/Caracas - Nach der Auslieferung eines Mitglieds der Verhandlungskommission von Präsident Nicolás Maduro an die USA hat die venezolanische Regierung den Dialog mit der Opposition vorerst abgebrochen. Die Entscheidung sei aus „tiefstem Protest gegen die brutale Aggression“ gefallen, sagte der Delegationschef der Regierungsseite, Jorge Rodríguez, am Samstag (Ortszeit) laut der Tageszeitung „El Universal“. Zuvor war der Geschäftsmann und Maduro-Vertraute Alex Saab von den Kapverdischen Inseln an die USA ausgeliefert worden. Der in Kolumbien geborene Saab war dort seit Juni festgehalten worden.
Ihm wird Geldwäsche in großem Stil vorgeworfen. Er soll mit einem zentral von der venezolanischen Regierung festgelegten Wechselkurs bei der Einfuhr von Lebensmitteln große Summen verdient haben. Laut der venezolanischen Regierung war Saab auf einer humanitären Mission. Er habe dringend benötigte Lebensmittel und Medikamente besorgen sollen.
Auslieferung von Alex Saab sorgt für Genugtuung - und Empörung
Mit einem Privatjet war Saab auf dem Weg in den Iran. Beim Auftanken auf den Kapverdischen Inseln wurde er festgenommen. Daraufhin entwickelte sich ein diplomatischer Streit. Venezuelas Regierung warf den Kapverden vor, Handlanger der USA zu sein.
Opposition und Regierung in Venezuela waren nach mehr als zwei Jahren Unterbrechung wieder ins Gespräch gekommen. Die Delegationen beider Seiten trafen sich unter Vermittlung von Norwegen in Mexiko-Stadt. Die Delegation der Opposition wird von Juan Guaidó angeführt. Saab war ein Vertreter der Regierungsseite. Bei den Verhandlungen geht es der Opposition vor allem um die Vorbereitung der Regionalwahlen im Herbst, die „frei und transparent“ sein müssten. Zudem besteht sie auf einer großen Impfkampagne gegen das Coronavirus.
Kolumbiens Präsident Iván Duque begrüßte via Twitter die Auslieferung von Saab als „Triumph gegen Drogenhandel, Geldwäsche und Korruption der Diktatur unter Nicolás Maduro“. Saab dürfte zudem über umfangreiche Kenntnisse über illegale Geschäfte hochrangiger Funktionäre und der Maduro-Familie verfügen.
Saab, der in der breiten Öffentlichkeit wenig bekannt ist, verdiente den Angaben zufolge sein Geld unter anderem mit umstrittenen Immobilien- und Goldgeschäften. Kurz nach seiner Auslieferung mobilisierten Regierungsanhänger in den sozialen Medien unter dem Hashtag #FreeAlexSaab. Hunderte Menschen gingen spontan in Caracas auf die Straße und forderten seine Freilassung.