Frankfurt a.M./Windhuk - In Namibia hält der Protest gegen das geplante Abkommen mit Deutschland über die Kolonialverbrechen in dem südafrikanischen Land an. Vor einer im Parlament angesetzten Abstimmung zu der Vereinbarung versammelten sich auch am Dienstag Hunderte Menschen in Windhuk vor dem Gebäude und forderten eine Ablehnung der Erklärung, wie der Sender NBC am Mittwoch meldete. Die Abstimmung wurde verschoben und sollte nun am Mittwoch wieder auf die Agenda kommen.
Oppositionsgruppen und Nachfahren der während der deutschen Kolonialherrschaft getöteten Ovaherero und Nama überreichten der stellvertretenden Vorsitzenden der Nationalversammlung, Loide Kasingo, eine Petition, in dem sie sich gegen die geplante Vereinbarung mit Deutschland stellen. Sie forderten, dass die Nachfahren von Opfern direkt über das Abkommen erneut verhandeln können. Bisher fanden die offiziellen Gespräche auf Regierungsebene statt.
Keine rechtlichen Ansprüche auf Entschädigung
Deutsche Kolonialtruppen schlugen zwischen 1904 und 1908 im damaligen Deutsch-Südwestafrika Aufstände der Ovaherero, im deutschen Sprachgebrauch meist im Singular Herero, und Nama brutal nieder. Mehr als 80.000 Menschen wurden getötet oder verdursteten in der Wüste.
Deutschland und Namibia hatten seit 2015 über Zahlungen und eine Entschuldigung für die Verbrechen verhandelt. Neben der Anerkennung als Völkermord will Deutschland die Nachfahren der Ovaherero und Nama mit einem Programm in Höhe von 1,1 Milliarden Euro unterstützen. Rechtliche Ansprüche auf Entschädigung sollen sich daraus aber nicht ableiten lassen. Eine gemeinsame politische Erklärung soll von den Außenministern beider Länder unterzeichnet werden. Das namibische Parlament muss der Vereinbarung noch zustimmen.