Genf - UN-Generalsekretär António Guterres hat sich zufrieden mit dem Ergebnis einer Hilfskonferenz für die notleidenden Menschen in Afghanistan geäußert. Das eintägige Treffen habe seine Erwartungen voll erfüllt, sagte Guterres am Montag in Genf. Insgesamt seien für verschiedene Projekte in dem Krisenland Afghanistan und der Region mehr als eine Milliarde US-Dollar (mehr als 850 Millionen Euro) in Aussicht gestellt worden.
Allerdings sei es noch nicht möglich zu sagen, wie viel davon direkt den Menschen in Afghanistan zugutekommt. Es handele sich zudem um neue und alte Zusagen. Auch Deutschland erklärte sich bereit, seine Hilfe für Afghanistan und die Region aufzustocken. Die Bundesregierung plane, weitere 500 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen, um die Menschen in Afghanistan und den Nachbarstaaten zu unterstützen, sagte Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) in Genf.
Er hielt fest, dass Deutschland seine humanitäre Hilfe für Afghanistan und die Region bereits um 100 Millionen Euro erhöht habe. Einen Zeitrahmen und Details zu den Finanzströmen nannte der Bundesaußenminister nicht.
Humanitäre Hilfe brauche Zugänge zu den Notleidenden, betonte Maas. Er rief die Führung der machthabenden Taliban auf, das Wohlergehen und die Sicherheit der humanitären Hilfsorganisationen und ihres Personals in Afghanistan zu gewährleisten.
Der UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths erklärte, dass die Taliban Garantien für die Lieferungen humanitärer Güter gemacht hätten. Ohne diese Zusagen sei es kaum möglich, die Menschen zu versorgen.
Viele Menschen können das Land nicht verlassen
Zu Beginn der Konferenz hatte Guterres die internationale Gemeinschaft aufgefordert, großzügig Gelder für Afghanistan bereitzustellen. „Wir brauchen mehr“, sagte er. Bis Ende des Jahres würden für die humanitäre Hilfe in Afghanistan 606 Millionen US-Dollar (513 Millionen Euro) benötigt. Fast die Hälfte der rund 38 Millionen Menschen in dem Land seien auf Lieferungen von Lebensmitteln, Medikamenten und anderen humanitären Gütern angewiesen.
Hilfswerke appellierten ebenfalls an die Regierungen, sich großzügig zu zeigen: „Es ist ein Gebot der Menschlichkeit, die Augen vor der Not der Menschen in Afghanistan nicht zu verschließen“, sagte die Präsidentin der Diakonie Katastrophenhilfe, Dagmar Pruin. „Der weitaus größte Teil der Bevölkerung hat keine Möglichkeit, das Land zu verlassen.“
Mitte August hatten die radikalislamistischen Taliban die Macht in Afghanistan an sich gerissen. Dadurch verschlimmerte sich die humanitäre Krise in dem seit Jahrzehnten politisch instabilen Land weiter. Die Menschen in Afghanistan leiden auch unter Dürren, Seuchen wie Covid-19 und Korruption. Die Wirtschaft befindet sich im freien Fall.