Äthiopien: UN warnen vor großer Hungersnot in Tigray

Frankfurt a.M./Addis Abeba - Die Vereinten Nationen warnen vor einer dramatischen Verschlechterung der humanitären Situation in der äthiopischen Krisenregion Tigray. In dem Konfliktgebiet drohe die schwerste Hungersnot der Welt in Jahrzehnten, erklärte der geschäftsführende Koordinator für humanitäre Hilfe in Äthiopien, Grant Leaity, am späten Donnerstagabend mit. Rund 5,2 Millionen Menschen, etwa 90 Prozent der Bevölkerung, seien demnach auf Hilfe angewiesen, 400.000 davon seien bereits von einer Situation betroffen, die einer Hungersnot gleiche.

Hilfslieferungen seien jedoch nur in sehr begrenztem Umfang möglich und Tigray befinde sich de facto unter einer Blockade für Hilfsgüter, erklärte Leaity. Um die Bevölkerung versorgen zu können, müssten jeden Tag 100 Lkw in die Region im Norden des Landes fahren. Seit dem 20. August sei jedoch keine Lieferung mehr möglich gewesen und Hilfsgüter stauten sich wegen bürokratischer Auflagen der Zentralregierung unter anderem im benachbarten Dschibuti und den Städten Adama und Kombolcha. Die Vorräte an Hilfsgütern, Bargeld und Brennstoff seien dadurch sehr niedrig oder bereits aufgebraucht, erklärte Leaity. Am 20. August seien die letzten Lebensmittelvorräte aufgebraucht worden.

In Tigray brach im November ein militärischer Konflikt zwischen der Zentralregierung und der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) aus, die bisher in der Region an der Macht war. Seither wurden Tausende Menschen getötet und Hunderttausende weitere vertrieben. Zuletzt weitete sich der Konflikt auch auf die Nachbarregionen aus, darunter Afar und Amhara. Dort sind UN-Schätzungen zufolge 1,7 Millionen Menschen von Hunger bedroht. Leaity verwies auf die steigende Zahl getöteter Helferinnen und Helfer in Tigray. Die Regierung müsse das humanitäre Personal schützen, forderte er. Seit dem Ausbruch des Konflikts seien 23 Mitarbeiter von Hilfsorganisationen getötet worden.

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