Mexiko-Stadt / Port-au-Prince - Die Hilfe für die Überlebenden des jüngsten Erdbebens in Haiti ist der Expertin Rawley Crews zufolge vergleichsweise gut angelaufen. „Es wurde viel aus den Fehlern von 2010 gelernt“, sagte die Sprecherin der Organisation Handicap International in der Hauptstadt Port-au-Prince telefonisch dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Zusammenarbeit staatlicher Kräfte sowie lokaler und internationaler Hilfswerke funktioniere derzeit wesentlich besser als damals, auch wenn noch viel Luft nach oben sei. Bei dem Beben am 14. August im Süden Haitis starben mehr als 2.000 Menschen.
Nach dem Erdbeben 2010, das auch die Hauptstadt getroffen und 200.000 Menschen das Leben gekostet hatte, waren vor allem große internationale Hilfsorganisationen in die Kritik geraten. Die Gelder kamen Crews zufolge nicht bei den Bedürftigen an, lokale Kräfte seien nicht gut eingebunden und viele Aufträge an Unternehmen der Geberländer vergeben worden. Auch die Koordination unter den Hilfskräften sei schlecht gelaufen.
Gute Zusammenarbeit zwischen Hilfsorganisationen und Regierung
Dass es dieses Mal besser laufe, liege vor allem am Einsatz der Haitianerinnen und Haitianer, sagte die Helferin. „Die lokale Unterstützung ist viel stärker. Gleich nach dem Beben sind Menschen aus anderen Teilen des Landes angereist, um zu helfen.“ Auch die Kooperation mit lokalen Behörden sowie dem Gesundheits- und Transportministerium funktionierten gut. Spezielle Gruppen stünden zur Verfügung, um die Zusammenarbeit mit der Regierung zu koordinieren. „Zudem gibt es jetzt einen Überblick darüber, welche Nichtregierungsorganisationen wo arbeitet und welche Leistungen dort nötig sind.“
2010 habe eine schlechte Koordination dazu geführt, dass die Präsenz der Hilfswerke in manche Regionen zu hoch und in anderen zu niedrig gewesen sei, erläuterte Crews, deren Organisation sich um akut Verwundete und orthopädische Behandlungen kümmert.
Angst vor Nachbeben
Dennoch ist die Lage nach dem Beben von vor zwei Wochen der Handicap-Expertin zufolge weiter katastrophal. Es fehle an Trinkwasser und Nahrungsmitteln, häufig gebe es keinen Strom. Krankenhäuser und Gesundheitszentren sind ihr zufolge überlastet. Ein großes Problem sei es, dass die Menschen nicht arbeiten könnten und damit auch kein Einkommen hätten. „Viele Menschen gehen nicht in ihre Häuser zurück, weil sie Angst vor Nachbeben haben“, erklärt Crews. Bei dem Erdbeben wurden 53.000 Gebäude zerstört und 77.000 beschädigt.