Preis des Westfälischen Friedens an Tsipras und Zaev verliehen

Münster - Der frühere griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras und der amtierende nordmazedonische Ministerpräsident Zoran Zaev sind am Samstag in Münster mit dem Internationalen Preis des Westfälischen Friedens geehrt worden. Sie erhielten die Auszeichnung für ihre Einigung im mazedonischen Namensstreit. Geehrt wurde auch die Klimaschutz-Initiative „Plant for the Planet“ von Kindern und Jugendlichen. Mit einem Preisgeld von insgesamt 100.000 Euro ist die Auszeichnung der am höchsten dotierte deutsche Friedenspreis.

Tsipras und Zaev hätten mit ihrer Einigung ein Kunststück der Diplomatie geschafft und dadurch ganz erheblich zur Stabilität in der gesamten Region des Balkans beigetragen, hieß es. Nachdem die Republik Mazedonien unabhängig wurde, befürchtete Griechenland Ansprüche des jungen Staates auf eigene Gebiete mit demselben Namen. Nach dreijährigen Verhandlungen legten Tsipras und Zaev am 12. Juni 2018 mit dem Abkommen von Prespa ihre Auseinandersetzungen diplomatisch bei. Im Jahr 2019 stimmten beide Parlamente dem geänderten Namen Nordmazedonien zu.

"Überzeugende europäische Lösung" mit Signalwirkung

Das Abkommen sei nicht nur ein juristisches Dokument, sagte der Laudator, Lettlands Staatspräsident Egils Levits. Der Kompromiss sei vielmehr „eine überzeugende europäische Lösung“ mit Auswirkungen auf die gesamte Balkanregion und den gesamten Kontinent. Mit dem Abkommen sei zugleich der Beitritt Nordmazedoniens zur Nato ermöglicht, sagte Levits. Er hoffe, dass dies auch als Maßstab für den Beitritt des Landes zur Europäischen Union dienen werde. Beide Preisträger bestätigten in ihren Dankesworten, dass die Länder heute gut nachbarschaftliche Beziehungen pflegten und auf vielen Ebenen zusammenarbeiteten.

Den Jugendpreis nahmen Felix Finkbeiner und Jana Reiter von der Kinder- und Jugendinitiative „Plant for the Planet“ entgegen. 2007 hatte Finkbeiner als damals neunjähriger Schüler seinen ersten Baum gepflanzt. Daraus hat sich eine weltweite Bewegung entwickelt. In 75 Ländern wurden fast 92.00 Kinder und Jugendliche zu Klimabotschaftern ausgebildet. Sie sammeln Spenden, halten Vorträge und pflanzen Bäume. Langfristig hat sich die Initiative eine Billion neue Bäume zum Ziel gesetzt.
Sana Röser, Vorsitzende des Verbands „Die jungen Unternehmer“, würdigte das Engagement Finkbeiners. Mit der Gründung von „Plant for the Planet“ habe er frühzeitig der Klimakrise etwas entgegengesetzt. Seine berechtigte Sorge um die Zukunft habe nicht zu passiver Angst, sondern zu einer effektiven Lösung für den Klimaschutz geführt.

Erinnerung an den Friedensschluss, der den 30-jährigen Krieg beendete

Der Westfälische Friedenspreis wird alle zwei Jahre von der Wirtschaftlichen Gesellschaft für Westfalen und Lippe vergeben. Er erinnert an den Friedensschluss in Münster und Osnabrück, der vor 373 Jahren den Dreißigjährigen Krieg beendete. Ausgezeichnet werden Menschen und Organisationen, die ein Vorbild für Ausgleich und Frieden in Europa und in der Welt sind. Die Preisvergabe war ursprünglich für das vergangene Jahr geplant, nachdem die Preisträger bereits im Frühjahr 2020 bekanntgegeben wurden. Wegen der Corona-Pandemie wurde der Termin jedoch verschoben.
 

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