Berlin - Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat schwere Vorwürfe gegen das Emirat Katar wegen des Todes von Arbeitsmigranten erhoben. Der Tod tausender Menschen in den vergangenen zehn Jahren sei in Katar nicht untersucht worden, obwohl es Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen vorzeitigem Tod und gefährlichen Arbeitsbedingungen gebe, erklärte Amnesty zur Vorstellung eines neuen Berichts am Donnerstag in Berlin. In dem Bericht sei dokumentiert, wie routinemäßig Totenscheine für Arbeitsmigranten ausgestellt würden, ohne Todesursachen angemessen zu untersuchen. Stattdessen würden die Todesfälle auf „natürliche Ursachen“ oder vage definierte „Herzfehler“ zurückgeführt.
Für den Bericht befragte Amnesty nach eigenen Angaben führende Mediziner, prüfte Regierungsangaben zu tausenden Todesfällen, analysierte Totenscheine und befragte Familien gestorbener Arbeitsmigranten.
Quote ungeklärter Todesfälle von Arbeitsmigranten in Katar bei fast 70 Prozent
„Wenn Arbeiter gefährlichen Bedingungen wie extremer Hitze ausgesetzt waren, muss Katar unverzüglich Maßnahmen ergreifen, um den Schutz von aktuell Beschäftigten zu verbessern“, betonte Katja Müller-Fahlbusch von Amnesty International in Deutschland. Den Tod von Arbeitsmigranten nicht zu untersuchen oder dies sogar zu verhindern, sei ein Verstoß gegen die Verpflichtung Katars, das Recht auf Leben zu wahren und zu schützen.
Die Analyse von Sterbefällen aus verschiedenen Quellen deute darauf hin, dass die Quote ungeklärter Todesfälle von Arbeitsmigranten in Katar bei fast 70 Prozent liegen könnte, hieß es. Offiziellen Statistiken zufolge seien zwischen 2010 und 2019 insgesamt 15.021 Staatsangehörige anderer Staaten in Katar gestorben.